In einer Welt, die immer schneller, komplexer und vielfältiger wird, sind alle gefordert. Dazu gehört auch die Frage, welche Rolle die Museen in der gegenwärtigen Gesellschaft spielen wollen und können. Wo und wie reden wir mit? Wo mischen wir uns ein? Wo und wozu können wir Hand bieten? Sicher ist: Museen mangelt es nicht an Möglichkeiten und Ansatzpunkten, soziale Verantwortung zu übernehmen.
Museen definieren und verstehen sich als «gemeinnützige, auf Dauer angelegte, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtungen im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung» (Ethische Richtlinien ICOM). Der Anspruch aber auch die Aufgabe, soziale Verantwortung zu übernehmen, schwingen hier mit und werden in jüngerer Zeit auch immer grösser geschrieben. Das «Museum für alle», Schlagwörter wie Barrierefreiheit, Integration, Inklusion und Partizipation fallen ebenso in diesen Bereich, wie die Positionierung der Museen als Begegnungsort und Diskussionsforum, wo auch Gegenwart und Zukunft aufgegriffen und Debatten über sensible Themen geführt werden sollen. Die Dichte an Tagungen, Projekten, Initiativen und Publikationen, die mit ihren Schwerpunkten und Ansätzen an die soziale Verantwortung der Museen des Themas. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis belegen das wachsende Engagement und Bewusstsein der Museen.
Publikumsarbeit im Vordergrund
Der Schwerpunkt liegt dabei stark auf der Publikumsarbeit. Niederschwelligkeit, Barrierefreiheit, partizipative Vermittlungsangebote sowie spezielle Angebote für Menschen mit Behinderungen, generationenübergreifende Projekte, Angebote für und mit Minderheiten oder Flüchtlingen gehören ebenso dazu, wie das Ausstellen und Vermitteln aktueller, gern auch «sensibler» Themen.Je weiter die Begriffe Teilhabe und Partizipation gefasst werden, desto näher kommt man schliesslich in den Bereich der Mitarbeit und damit dorthin, wo das Museum nicht nur Kulturanbieter, sondern auch Arbeitgeber ist.
Das Museum als Arbeitgeber
Gemäss der letzten statistischen Erhebung zu den Museen der Schweiz, arbeiten mindestens 19‘500 Menschen in den Museen. Überlegt man sich, wie viele externe «Kreativwirtschaftler» (z.B. Grafiker, Gestalterinnen, etc.) zusätzlich regelmässig hinzugezogen werden, kommt in einem Museumsbetrieb einiges zusammen, und auch die Spannbreite an Museumsberufen und Aufgabenfeldern kann sich durchaus sehen lassen. In die Schaffung und Pflege attraktiver Arbeitsplätze spielt die soziale Verantwortung immer mit hinein, wobei die Bereitstellung eines Angebots an Ausbildungs- oder Praktikumsplätzen ebenfalls mitgedacht werden sollte. Im Feld der Freiwilligenarbeit spielen die Museen seit Langem eine gewichtige Rolle und bieten einer Vielzahl von Menschen eine sinnstiftende Tätigkeit. Zieht man die Parallele zur Publikumsarbeit, gilt es für Museen auch als Arbeitgeber weiter zu denken. Sowohl das Label «Kultur inklusiv» als auch das neu erschienene Praxishandbuch «inkl.» (s. Kasten) definieren die Schaffung von Arbeits- und Einsatzmöglichkeiten für Menschen mit Einschränkungen als Handlungsfeld, wo es um Inklusion und die Übernahme von sozialer Verantwortung geht. Je nach Museum bieten sich verschiedenste Einsatzmöglichkeiten – sei es in der Hauswartung, in Garten oder Park,in Café oder Restaurant, in den Bereichen Empfangs-, Telefon- und Aufsichtsdienst, in der Administration, im Depot oder im Archiv. mmBE denkt, dass es ebenso angezeigt und spannend wie lohnend ist, sich hierzu Gedanken zu machen. Fach- und Vermittlungsstellen bieten Beratung und Unterstützung an, sei es im Bereich der Integration behinderter Menschen, im Bereich von Beschäftigungsprogrammen
oder eben im Bereich der konkreten Re-Integration in den Arbeitsmarkt. Mut zur Verantwortung zahlt sich immer aus. Die Zahl der Praxisbeispiele steigt. Als Verein der Museen im Kanton Bern helfen wir gern mit, Kontakte zu knüpfen, und den Erfahrungsaustausch zu fördern.
Su Jost, Geschäftsstelle mmBE
Vermittlung, Begleitung und Unterstützung
Zum Beispiel: jobtimal.ch
jobtimal.ch – Verein für Arbeitsintegration, ist ein im Kanton Bern verankertes Angebot, das von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Stadt Bern initiiert und seit Beginn 2016 von der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern (GEF) getragen wird. Unter dem Motto «es gibt immer und überall Arbeit», berät und unterstützt jobtimal.ch Institutionen und Unternehmen dabei, bezahlte Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen mit Leistungseinschränkungen zu schaffen. jobtimal.ch vermittelt Menschen auf leistungsangepasste (Teil)-Lohnstellen, übernimmt für 24 Monate die Anstellung und begleitet sowohl die aufnehmenden Institutionen und Betriebe als auch die Mitarbeitenden individuell und massgeschneidert. Ziel ist, Menschen, die arbeiten wollen, wieder eine Chance auf eine bezahlte Arbeit zu geben. Die Zusammenarbeit mit jobtimal.ch gestaltet sich nicht zuletzt auch durch die regionale Verankerung einfach und unbürokratisch.
Weitere Infos zum Angebot, dem genauen Ablauf, dem Teillohnmodell sowie aktuelle Profile von Stellensuchenden gibts auf der Website oder noch einfacher gleich auf direkten Anruf bei Franz Reber, Teamleiter jobtimal.ch, 031 321 78 23.
(mmBE museen musées Rundbrief Nr. 60, Februar 2017: Link zum Artikel)