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Migros Magazin: «Zurück im Job, zurück im Leben»

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Oft fallen Langzeitarbeitslose aus dem sozialen Netz – und damit noch tiefer in Isolation und Depression. Das Integrationsprojekt Jobtimal nimmt sich dieser Menschen an: Dank einer einzigartigen Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Sozialamt und Gewerkschaften haben Betroffene wieder eine Lebensperspektive.

Lilly Saroun: «Die Arbeit ist die beste Therapie»

Es war furchtbar», sagt Lilly Saroun (49). «Drei Jahre lang war ich arbeitslos. Ich bin ein lebensfroher Mensch, aber irgendwann wusste ich nicht mehr, wie mein Leben weitergehen soll.» Dennoch hat sie nie aufgegeben. «Die Arbeit ist mein Herz und meine Seele», sagt sie.

Sie erzählt, wie sie vor knapp zwei Jahren im alteingesessenen Berner Café Eichenberger endlich wieder eine Stelle gefunden hat – nachdem sie aus dem Arbeitsalltag katapultiert worden und auf dem Sozialamt gelandet war. Ein Bandscheibenvorfall und Abnützungserscheinungen im Rücken. «Wer stellt schon jemanden ein, der nicht viel tragen darf und oft unter Schmerzen leidet?» Sie habe versucht, Jobs zu finden – chancenlos. Beschwerden bedeuten ein zu grosses Risiko für Arbeitgeber.

Mehr Selbstsicherheit, mehr Stabilität

Der Sozialdienst meldete die Bernerin bei Jobtimal an. Der Verein sucht für Sozialhilfebezüger mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung eine passende Stelle im regulären Arbeitsmarkt . «Wer schon lange nicht mehr im Arbeitsprozess ist, hat kaum noch Chancen, wieder eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt zu finden», sagt Bernhard Emch (44), Unternehmer und Präsident des Vereins Jobtimal.

Da die Betroffenen vermindert einsatzfähig sind, wird mit dem Arbeitgeber ein Teillohn ausgehandelt, der der möglichen Leistungsfähigkeit entspricht. Als Basis dient ein orts- und branchenübliches Grundsalär. «Kann jemand nur 50 Prozent Leistung erbringen, erhält er einen entsprechenden Lohn», sagt Emch. Nur so sei
es möglich, Betriebe im freien Markt zur Kooperation zu bewegen. «Viele Unternehmer sind skeptisch, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben oder sich Ausfälle gleich nach der Einarbeitung nicht leisten können.» Beträgt der Lohn weniger als das Existenzminimum, trägt das Sozialamt die Differenz. In den meisten Fällen verbessert sich die Leistung während der Anstellung. Die Arbeitnehmer gewinnen Mut und Vertrauen in ihre Fähigkeiten, werden selbstsicherer und auch psychisch stabiler.

Lilly Saroun war zu Beginn 80 Prozent leistungsfähig – und nach zwei Monaten wieder voll einsatzfähig. «Die Arbeit ist die beste Therapie gegen meine Schmerzen. Endlich habe ich wieder ein Leben: Ich werde gebraucht.» In der Anfangszeit war sie bei Jobtimal angestellt; der Verein hat sie an Eichenberger «ausgeliehen». Das ist das übliche Vorgehen: Arbeitgeber haben so genug Zeit, um festzustellen, ob es mit der Anstellung klappt. Ausserdem verringert sich dadurch der administrative Aufwand.

Heute ist Lilly Saroun direkt angestellt und braucht keine Begleitung von Jobtimal mehr. Zwar kann sie wegen ihres Rückens nur halbtags arbeiten, aber das Tearoom bleibt ein idealer Arbeitsort: Sie muss keine schweren Teller oder Tabletts voller Bier tragen, sondern vor allem Kaffee, Tee und Patisserie. Auch ihr Chef, Geschäftsführer Daniel Eichenberger (41), freut sich: «Sie ist ein Glücksfall für uns», sagt «Man muss sie eher bremsen – und schauen, dass sie nicht zu viel arbeitet.»

Patric Pfenninger: «Ich erhalte Bestätigung und Dankbarkeit»

Der Respekt war gross, als Patric Pfenninger (42) sich in der Kanzlei Bratschi zum Vorstellungsgespräch meldete. «Ich dachte: eine Anwaltskanzlei – was für eine Herausforderung!» Das war vor rund drei Jahren. Ulrich Keusen (50), Anwalt und Teilhaber der Kanzlei Bratschi in Bern, erinnert sich: «Von Bernhard Emch habe ich von Jobtimal erfahren. Ich war neugierig, wie das Projekt funktioniert, und sagte, man solle sich mal bei mir melden.»

Jobtimal-Coach Franz Reber nahm Kontakt mit dem Anwalt auf. Der Zeitpunkt passte: In der Kanzlei, die zu den grössten Anwaltsbüros der Hauptstadt zählt, wurde gerade die Stelle des Allrounders frei. Ein Teilzeitjob ohne grosse körperliche Belastung, der aber verantwortungsvoll ausgeführt werden muss. Und Rebers Klient Patric Pfenninger schien der richtige Mann dafür zu sein.

Reintegration nach einem Burn-out

Vor rund zehn Jahren hatte Patric Pfenninger ein Burn-out. Lange war er psychisch und physisch angeschlagen, verzweifelt gar: «Ich glaubte nicht mehr an mich und schrieb mich ab.» Dennoch wollte er wieder arbeiten. Er nahm an verschiedenen Integrationsprogrammen teil, führte Hunde aus, arbeitete als Hauswart, leistete Chauffeurdienste und kochte freiwillig in Blaukreuz-Lagern. Das Ziel war aber, wieder im ersten Arbeitsmarkt integriert zu sein.

Heute hat sich der gelernte Koch gut in der Kanzlei eingelebt und erledigt gewissenhaft seinen Job. Im weissen Hemd serviert er gekonnt Kaffee. Jeden Morgen holt er die Post, um sie zu sortieren und in den vier Stockwerken zu verteilen; er kümmert sich um die Kaffeemaschinen, erledigt Materialbestellungen und macht Botengänge. «Ich erhalte Bestätigung, schöne Rückmeldungen und viel Dankbarkeit», sagt er.

atric Pfenninger hat mittlerweile einen Vertrag erhalten. In den ersten eineinhalb Jahren wurde er von Coach Franz Reber betreut, denn Jobtimal gewährleistet während der ersten 24 Anstellungsmonate die Begleitung des Arbeitnehmers. In dieser Phase wurden Standortgespräche mit dem Arbeitgeber durchgeführt, alle zwei bis drei Monate sass man zusammen. «Wir besprachen, wie es mit der Arbeit läuft und welche Aufgaben zumutbar sind», sagt Ulrich Keusen.

Warum hat der Wirtschaftsanwalt den Aufwand auf sich genommen? «Weil ich es richtig finde und glaube, dass immer etwas zurückkommt», sagt Ulrich Keusen. Es ist für ihn selbstverständlich, dass man sich auch für Dinge engagiert, die ausserhalb des Leistungssystems ihren Wert haben. «Es braucht einen Wandel in unseren Köpfen», meint er.

Remzi Rexhepi: «Ein anderer Mensch»

Stolz zeigt Remzi Rexhepi (52) seinen Arbeitsbereich im Untergeschoss der Firma Keller Treppenbau in Schönbühl BE. In deckenhohen Gestellen lagern Kistchen mit allen Arten von Schrauben, Muttern und Beschlägen, fein säuberlich sortiert. Daneben lagern grössere Maschinen und Geräte. Remzi Rexhepi ist zuständig für die Ordnung im Lager, die Herausgabe von Montagematerial, und in der Werkstatt führt er kleinere Schlosserarbeiten aus.

Der gebürtige Kosovo-Albaner, der sich vor über zwei Jahrzehnten in der Schweiz niedergelassen hat und mit seiner Familie in Schönbühl wohnt, leidet an den Spätfolgen eines Unfalls: Als junger Mann fiel er beim Dachdecken von der Leiter. Seine Hüften sind so beschädigt, dass er nicht mehr lange stehen oder sitzen, nichts Schweres heben und die linke Hand nur sehr begrenzt gebrauchen kann. Trotzdem geht er täglich zur Arbeit. Um sieben Uhr morgens fängt er an.

Remzi Rexhepi kann 50 Prozent Leistung erbringen. Sein Lohn ist tief; er erhält nicht viel mehr, als wenn er von der Sozialhilfe leben würde. Doch viel wichtiger sei es, endlich wieder ein Leben zu haben. Habe man ihn früher gefragt, was er denn so mache, sei er meistens wortlos davongelaufen. Heute sei das anders.

KMU sind am kooperativsten

Auch mit der Gesundheit und der psychischen Verfassung ging es wieder bergauf. Zwei Monate nach Stellenantritt staunte der Arzt: «Herr Rexhepi, Sie sind ja ein anderer Mensch!» Produktionsleiter Markus Siegenthaler (52) hat die internen Abläufe so organisiert, dass Remzi Rexhepi jederzeit genug Arbeit hat. «Wenn die einfacheren Arbeiten von einem weniger erfahrenen Mitarbeiter erledigt werden, haben die spezialisierten Fachleute mehr Kapazitäten für komplexere Aufgaben. Das ergibt Sinn, denn in unserer Branche leiden wir unter Fachkräftemangel.» Es funktioniere auch gut, weil Siegenthalers Team mitmache.

«Meist muss die passende Stelle erst noch geschaffen werden», sagt Franz Reber (47), der Teamleiter bei Jobtimal. Er hat schon unzählige Unternehmen kontaktiert, mit CEOs und Geschäftsführern gesprochen, über passende Stellen diskutiert. Oft sind es KMU, also Unternehmen mit maximal 250 Beschäftigten, die sich bereit erklären, am Projekt teilzunehmen. «In diesen Betrieben sind die Entscheidungswege viel direkter als bei Grossfirmen.» Und manchmal sei es in solchen Firmen auch einfacher, die Abläufe neu zu definieren.

Gut zehn Prozent der Angestellten bei Keller Treppenbau haben eine Leistungsbeeinträchtigung. Für Markus Siegenthaler ist klar: «Die Integration hat eine grosse volkswirtschaftliche Bedeutung. Einerseits wird ein Beitrag zur Reduktion der allgemeinen Sozialkosten geleistet, andererseits finden Betroffene zurück in die Gesellschaft.» Die Integration scheint sich also auszuzahlen. Hat Jobtimal wirklich keinen Haken? Nein, aber ein grundsätzliches Problem: mehr Arbeitgeber zu finden, die das Projekt unterstützen.

«Man gewinnt Respekt» 

Warum kann ein Arbeitgeber eine von Jobtimal vermittelte Person nicht sofort selbst anstellen?

Eine Direktanstellung ist grundsätzlich möglich. Wir empfehlen jedoch unseren Personalverleih. So können Arbeitgeber während eines Zeitraums von maximal 24 Monaten herausfinden, ob eine Festanstellung funktioniert. Die Phase ist als maximale «Probezeit» zu verstehen. Danach soll der Arbeitgeber die Verantwortung übernehmen. Dieser Zeitraum reicht auch, wenn jemand eng betreut werden muss.

Besteht nicht die Gefahr von Lohndumping?

Nein, wir handeln die einzelnen Verträge sorgfältig aus. In unserem Verein sind auch der Gewerkschaftsbund und die Unia vertreten – sie können die ausgehandelten Verträge prüfen. Wenn ein Gesamtarbeitsvertrag einen Mindestlohn vorsieht, der nicht unterschritten werden darf, gelangt der Verein an paritätische Kommissionen der Gewerkschaften. Wir suchen gemeinsam Lösungen und ziehen alle am selben Strick. Wichtig ist, dass wir nicht zu schnell wachsen und die Arbeit so sorgfältig machen können wie bisher.

Wie erfolgreich ist Ihr Projekt?

Wir haben seit Projektbeginn im Jahr 2013 mehr als 80 Menschen zu einer Stelle im ersten Arbeitsmarkt verholfen. Das mag nach wenig klingen, aber die Vermittlungen sind nachhaltig. Die meisten Arbeitnehmer haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten.

Auch bei Jobtimal sind Leute angestellt. Rentiert der Verein?

Ja. Stadt und Kanton sparen mehr, als sie ausgeben. Sie finanzieren Jobtimal, sparen aber gleichzeitig bei den Ausgaben des Sozialhilfegeldes. Das ist natürlich auch das Ziel.

Aufgrund des Teillohnmodells sind manche Löhne sehr tief. Warum ist es für die Arbeitnehmer dennoch ein Gewinn?

Geld verliert an Bedeutung, wenn man lange auf Stellensuche ist. Was wirklich zählt, ist, überhaupt wieder eine Arbeit zu haben – und damit Arbeitskollegen, ein soziales Leben, eine tägliche Aufgabe. Und man gewinnt Respekt, vor allem vor sich selbst.

Arbeitgeber könnten doch einen vollen Lohn zahlen, das erst wäre richtig sozial …

Aus wirtschaftlicher Sicht wäre das kaum möglich. Zudem wäre es auch schlecht für den sozialen Frieden im Team. Die voll leistungsfähigen Mitarbeiter ohne gesundheitliche Einschränkung würden sich ungerecht behandelt vorkommen. Zudem fühlt sich der leistungsschwächere Mitarbeiter, der von Jobtimal vermittelt wurde, mit einem vollen Lohn automatisch unter Druck gesetzt. Denn Lohn ist nun mal unsere Wertschätzung für Leistung. Es wäre also kontraproduktiv.

Migros Magazin, 25.06.2018: Link zum Artikel

Schweizerische Gewerbezeitung: «…und er will arbeiten»

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Das Beispiel von Atighollah Yousofi zeigt: Langzeitarbeitslose mit einer Einschränkung können der Sozialhilfe entkommen. Mit Unterstützung und Selbstinitiative.

Das Berufsprofil des Schuhmachers ist auf dem Arbeitsmarkt schwierig zu finden. Als Manuel von Allmen, Geschäftsführer der Kandahar Schuhmanufaktur AG, eine solche Stelle neu zu besetzen hatte, wurde er durch eine Drittperson auf jobtimal.chaufmerksam und meldete sich. So entstand der Kontakt zu Atighollah Yousofi. Dies, obwohl von Allmen zunächst sehr kritisch eingestellt war, wie er selbst zugibt. «Denn ich habe bereits negative Erfahrungen mit Einrichtungen der Arbeitsintegration hinter mir.» Heute betont er aber, dass die Zusammenarbeit mit jobtimal.ch für ihn ein sehr positives Erlebnis war. Er schätzte insbesondere, eine konkrete Ansprechperson zu haben, die rasch erreichbar war und sich nachhaltig um den Integrationsprozess kümmerte.

Kommunikation als Schlüssel

Die Philosophie von jobtimal.ch sieht vor, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber während zweier Jahre durch einen Jobcoach bei der Integration in die Berufswelt begleitet werden. Die enge und unkomplizierte Begleitung im Einarbeitungsprozess durch den Jobcoach war sehr hilfreich. «Der Mitarbeiter hat seinen Jobcoach, den er gut kennt und ihm deshalb eher seine Sorgen und Ängste anvertraut als mir, seinem Chef», berichtet Manuel von Allmen. «Auf der anderen Seite konnte ich mich über meine Eindrücke zu Herrn Yousofi ebenfalls mit seinem Jobcoach austauschen. Bei Fragen oder Problemen haben wir zusammen nach Lösungen gesucht. Die Kommunikation zu dritt war ein 
wesentlicher Schlüssel für die erfolgreiche Integration von Herrn Yousofi ins Unternehmen», ist sich von Allmen sicher. Zudem schätzte er auch die Unterstützung von jobtimal.ch im Kontakt mit den Behörden.

Wille zur Veränderung

«Bei Herrn Yousofi hat alles gepasst. Er hat das Handwerk der Schuhmacherei in seiner Heimat Afghanistan erlernt. Und er will arbeiten, um aus der Sozialhilfe aussteigen zu können.» Yousofi arbeite zwar etwas langsamer als andere. Diese Einschränkung nimmt von Allmen jedoch in Kauf, vor allem weil er bei Herrn Yousofi sieht, wie dieser seine Arbeit in guter Qualität erbringen will und auch kann. «Durch diese Investition habe ich einen Mitarbeiter mit einer sehr hohen Loyalität dem Unternehmen und mir gegenüber gewonnen», so von Allmen zufrieden.

Entsprechend empfiehlt er anderen Arbeitgebern, Menschen wie Herrn Yousofi eine Chance zu geben. Dabei sind seiner Meinung nach insbesondere zwei Fragen zu klären: Kann eine Produktion mit einer Leistungseinschränkung funktionieren und hat der Mitarbeiter trotz der Einschränkung die Möglichkeit, sich zu entwickeln? «Falls diese Fragen mit Ja beantwortet werden können, steht einer Zusammenarbeit mit jobtimal.ch auf jeden Fall nichts im Wege.» (Agnes Keller)

jobtimal.ch – Verein für Arbeitsintegration wird unterstützt und getragen von Arbeitgebern (HIV Kanton Bern, Sektion Bern, KMU Stadt Bern), den Gewerkschaften, der Stadt und dem Kanton Bern.

Schweizerische Gewerbezeitung, 04.05.2018: Link zum Artikel

Gewerbeverband Berner KMU: «Frühjahrs Delegiertenversammlung des Gewerbeverbands Berner KMU; Langzeitarbeitslosigkeit»

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Präsident Toni Lenz zog nach den kantonalen Wahlen vom 25. März eine positive KMU Bilanz. Für die kommende Legislatur wünsche er sich von den politischen Instanzen aber mehr mutige innovative Entscheide. Als eines der wichtigsten Beispiele nannte Toni Lenz den Netzausbau auf 5G, welcher momentan blockiert ist. Weiteres zentrales Thema der Frühjahrs-Delegiertenversammlung in der Markthalle in Burgdorf war die Langzeitarbeitslosigkeit bei der Generation Ü50. Im Kanton Bern zeigt das Erfolgsprojekt „Jobtimal“ eindrücklich auf, dass eine Integration möglich ist.

Die Arbeitsvermittlung Jobtimal ist eine Erfolgsgeschichte, die für einmal das Leben schreibt: In den letzten vier Jahren konnten über 70 Sozialhilfebezüger wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Anders als viele andere Sozialfirmen und Integrationsprogramme vermittelt Jobtimal Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt und funktioniert nach dem Teillohnmodell. Der Arbeitgeber zahlt einen reduzierten Lohn, welcher der Leistungsfähigkeit angepasst ist. Den Rest übernimmt nötigenfalls der Sozialdienst oder die Arbeitslosenkasse.

Hinter der Erfolgsgeschichte Jobtimal steht Bernhard Emch, Präsident des HIV Sektion Bern und Geschäftsleiter EMCH Aufzüge AG. Er stand den Delegierten zusammen mit Daniel Keiser, Inhaber und Geschäftsführer des KMU-Betriebes Keiser+Piccioni GmbH in Wabern, in Burgdorf Rede und Antwort. „Ich war von Anfang vom Projekt überzeugt und würde es jederzeit wieder machen. Wir haben selber auch einen von Jobtimal vermittelten Mitarbeiter bei uns im Betrieb. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sind unsere Mitarbeitenden auch sehr stolz, einem Menschen wieder einen Platz im Arbeitsleben zu geben, was sich wiederum positiv auf das ganze Betriebsklima auswirkt. Zudem kostet jede von Jobtimal vermittelte Person die Berner Steuerzahler nichts mehr. Es ist also wirklich eine win-win-win-Situation“. Daniel Keiser ergänzte: „Ich kann Jobtimal wirklich allen KMU empfehlen, denn es verursacht keinen zusätzlichen administrativen Aufwand und ist absolut risikofrei. Wir Unternehmer – und gerade auch die kleinen KMU, wie ich eines bin – können mit Jobtimalnur gewinnen.“

Präsident Toni Lenz zeigte sich mit dem Wahlausgang vom 25. März zufrieden. Die tiefe Wahlbeteiligungsei aber alarmierend. „Persönlich wünsche ich mir von unser Regierung und unserem Parlament mehr Entscheidungsmut und mehr Risikobereitschaft. Und wenn ich an dieser Stelle noch gerade einen weiteren Wunsch anbringen dürfte, dann behindert uns KMU nicht immer mit noch mehr Vorschriften und Regulierungen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Zustimmung der Bevölkerung wieder grösser und dass die Wahlbeteiligung wieder steigen würde“. Zudem zeigte Toni Lenz wenig Verständnis dafür, dass im Zuge der Digitalisierung so wichtige Projekte, wie der Netzausbau auf 5G, blockiert und nicht zügig umgesetzt würden, denn nur so könne der KMU-Standort Schweiz und dessen Innovationskraft gewahrt und weiter ausgebaut werden.

Dazu könnten alle Mitglieder von Berner KMU bereits heute beitragen, so Toni Lenz: „Unterstützt unsere Kampagne „Fair ist anders!“ als Einzelperson und/oder als Unternehmen und unterschreibt das vom Hauseigentümerverband lancierte Referendum gegen das KMU-feindliche kantonale Energiegesetz und setzt damit in der neuen Legislatur ein erstes deutliches Zeichen für einen KMU-freundlichen Kanton Bern“!

Gewerbeverband Berner KMU, 26.04.2018: Link zum Artikel

Radio neo1: «Jobtimal will Arbeitslose und Unternehmen zusammen bringen»

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Für Arbeitslose ist es oft schwierig, den Einstieg ins Berufsleben wieder zu finden. Gestern wurde bei der Delegiertenversammlung des Gewerbeverbandes Berner KMU das Projekt Jobtimal vorgestellt. Der Verein für Arbeitsintegration schafft Arbeitsplätze für Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt. Es ist ein gemeinsames Projekt der Arbeitgeberverbände, der Gewerkschaften und der Stadt Bern.

Die arbeitgebenden Betriebe bezahlen einen der individuellen Leistungsfähigkeit der Teillohnangestellten angepassten Lohn, der bis zum Existenzbedarf mit Sozialhilfe ergänzt wird. Sowohl die Betriebe wie die Teillohnangestellten werden während der Anstellung unterstützt und begleitet.

Radio neo1, 25.04.2018

Der Bund: «Arbeitsintegration ist Herkulesarbeit»

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Die Wirtschaft soll bei der Integration von Sozialhilfebezügern in den ersten Arbeitsmarkt helfen. Aber die Hindernisse dabei sind gross, wie die Erfahrung mit dem Projekt Jobtimal zeigt.

Eigentlich kann sich Bernhard Emch freuen. Denn die von der Fürsorgedirektion initiierte Arbeitsgruppe zur Förderung der Arbeitsintegration hat das Projekt Jobtimal zum Leuchtturmprojekt auserkoren. Emch ist Präsident des Vereins Jobtimal, der im Auftrag des Stadtberner Sozialamts Jobs für Sozialhilfebezüger im ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Der Status als Leuchtturmprojekt erlaubt es dem Verein, die Zahl der Coachs leicht zu erhöhen, welche die Klienten bei der Arbeit betreuen. Liftbauer Emch geht beim Projekt seit Jahren mit gutem Beispiel voran und hat im Rahmen von Jobtimal eine Person mit Leistungseinschränkungen im Teillohnmodell angestellt.

Dies bedeutet, dass Emchs Firma der Person einen reduzierten Lohn entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit bezahlt. Die Differenz bis zur Erreichung des Existenzminimums übernimmt die Sozialhilfe. Nach zwei Jahren erfolgt im Idealfall eine Direktanstellung. «Wir haben hervorragende Erfahrungen mit diesem Modell gemacht», sagt Emch. Sobald die Mitarbeitenden merkten, dass es sich bei ihrem Kollegen nicht um einen Schmarotzer handle, sei die Akzeptanz gross. Dafür brauche es aber von Anfang an die Information und den Einbezug der Mitarbeitenden, sagt Emch.

Potenzial im Bau liegt brach

Erklärungsbedarf gibt es aber nicht allein bei den Mitarbeitenden von Emchs Betrieb, sondern vor allem bei den Unternehmern im Grossraum Bern, die Emch auch als Präsident der Sektion Bern des Handels- und Industrievereins (HIV) vom Teillohnmodell überzeugen will. «Der Wirtschaft fehlen nicht einfach Arbeitskräfte, sondern vor allem Fachkräfte», sagt Christoph Erb, Direktor des Gewerbeverbandes Berner KMU. Er sitzt selber im Beirat von Jobtimal und spricht von einem sehr guten Projekt. Erb weist jedoch darauf hin, dass Teillohnmodelle bei der Arbeitsintegration nur eine Übergangslösung sein können. Die Zahl der Personen, die schliesslich eine Direktanstellung erhielten, sei vergleichsweise klein (siehe Kasten). «Man kann den Betrieben nicht sagen, wen sie anzustellen haben», sagt Erb.

Für Emch ist klar, dass Projekte wie Jobtimal das Problem der Langzeitarbeitslosen nicht alleine lösen können. Für ihn wäre aber schon viel erreicht, wenn Unternehmer niederschwellige Arbeiten nicht ins Ausland verlagerten oder durch Roboter erledigen liessen, sondern durch Langzeitarbeitslose. Warum nicht mehr Unternehmer solche Personen anstellten, sei eines der Hauptthemen in der erwähnten Arbeitsgruppe der Fürsorgedirektion zum Thema Arbeitsintegration. Im Fokus stünden dabei auch administrative und gesetzliche Hindernisse.

Im Baugewerbe zum Beispiel gebe es zwar ein grosses Potenzial für niederschwellige Arbeitskräfte. Aber die im Landesmantelvertrag festgehaltenen Mindestlöhne verhinderten flexible Lohnmodelle für die Branche. «Kein Baumeister kann es sich leisten, für integrationsbedürftige Menschen einen Mindestlohn zu bezahlen», sagt Emch. Wie bei der Etablierung von Jobtimal selber würde es auch hier intensive Gespräche zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern brauchen – und allenfalls rechtliche Anpassungen. «Arbeitsintegration ist eine Herkulesaufgabe», bilanziert Emch.

Der Bund, 17.04.2018: Link zum Artikel

WBF KMU-Portal: Arbeitswelt: «Ein Verein hilft beim Wiedereinstieg»

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Die Berner Organisation Jobtimal ermöglichte 80 Sozialhilfebezügern, einen neuen Job zu finden. In das Projekt sind viele KMU involviert.Unter den 265’000 Sozialhilfebezügern in der Schweiz* finden sich viele Personen, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters oder wegen körperlicher oder psychischer Einschränkungen nicht mehr am Arbeitsmarkt teilhaben. Sie erfüllen jedoch nicht automatisch die Kriterien der Invaliditätsversicherung. Der Verein Jobtimal wurde gegründet, um auf die Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe im Kanton Bern zu reagieren. Er hilft Langzeitarbeitslosen, indem er sie mit potenziellen Arbeitgebenden in Kontakt bringt. Wenn sie eine Stelle bekommen haben, begleitet er sie während maximal zwei Jahren bei ihrer Wiedereingliederung.

„Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren stellen fest: Nach sechs Monaten Arbeitslosigkeit nehmen die Chancen, wieder eine Arbeit zu finden, rapide ab. Nach zwölf Monaten beginnt man von Langzeitarbeitslosigkeit zu sprechen. Und nach mehreren Jahren ohne Erwerbstätigkeit ist die Wahrscheinlichkeit, ohne Unterstützung eine neue Stelle zu finden, sehr gering“, betont Franz Reber, Teamleiter und JobCoach bei Jobtimal. Das Programm gibt diesen Langzeitarbeitslosen neue Hoffnung. „Der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt eröffnet neue Perspektiven, man fühlt sich nützlich und wertgeschätzt.“ Die Entwicklung von Jobtimal seit 2013 ist das Ergebnis einiger Runder Tische zwischen dem Kanton und der Stadt Bern sowie den Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. 

KMU bieten einen passenden Rahmen

Viele KMU haben Arbeitnehmende eingestellt, die Jobtimal für sie rekrutiert hat, und ihnen schliesslich einen unbefristeten Arbeitsvertrag angeboten. „Die Erfahrungen, die wir bisher mit kleinen und mittelgrossen Firmen gemacht haben, sind sehr überzeugend“, stellt Franz Reber fest. „In KMU lässt sich leichter Vertrauen aufbauen, da wir direkt mit der Geschäftsführung in Kontakt stehen und Entscheidungen rasch getroffen werden.“

Sich sozial zu engagieren, ist nicht nur Sache der grossen Firmen: Auch kleine und mittlere Unternehmen können etwas beitragen. Dirk Mewes, Inhaber des Feinkostladens Vom Fass in Bern, unterstützt diese Form des Engagements. „Wir haben als Unternehmer eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Die Stadt hat mir dabei geholfen, mich selbstständig zu machen, und es ist normal, dass ich die Unterstützung, die ich erfahren habe, heute zurückgebe.“

Der Unternehmer nahm im Sommer 2015 Kontakt zu Jobtimal auf. Er stellte eine Person ein, die aufgrund der Folgeschäden einer Krebserkrankung Probleme beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt hatte. „Ich habe seine Arbeitszeit angepasst. Er ist zu 60% beschäftigt, aber pro Woche 70% bei uns. So kann er mehr Pausen nehmen, wann er möchte, und in seinem eigenen Rhythmus arbeiten.“ Das heisst nicht, dass der Arbeitnehmer keine Verantwortung trägt. „Im Gegenteil: Der Angestellte ist für das Lager, das Einräumen der Produkte im Laden und die Sauberkeit zuständig. Seine Anwesenheit ist für den reibungslosen Ablauf im Laden unverzichtbar. So können die anderen Beschäftigten und ich uns auf die Verwaltung und den Verkauf konzentrieren.“ 

Positive Energie

„Es ist eine Win-Win-Situation“, erklärt Dirk Mewes, der für die Feiern zum Jahresende gerade eine zusätzliche Person über Jobtimal eingestellt hat. „Die Arbeit ist nützlich. Darüber hinaus erzeugt es eine positive Energie im Team, wenn man an solchen Programmen teilnimmt, und es fördert das gute Image des Unternehmens.“ Im Gegenzug muss der Arbeitgeber darauf achten, dass der Arbeitnehmer sein Arbeitsverhältnis unter guten Bedingungen aufnehmen kann. Manchmal muss er ihm mehr Zeit für die Einarbeitung gewähren und ihm dabei helfen, sich an die Situation zu gewöhnen. Anschliessend ist auch eine intensivere Begleitung sicherzustellen.

Gibt es auch Nachteile? „Einige Mitarbeiter können psychische Einschränkungen haben, die mit der Stelle unvereinbar sind“, bemerkt Dirk Mewes. „Das gehört jedoch zum Deal dazu und Jobtimal ist in solchen Fällen sehr pragmatisch.“ 

Möglichst wenig Risiko und Bürokratie

Franz Reber will die Risiken für die Arbeitgeber minimieren. So steuert Jobtimal die Rekrutierung und die ersten Gespräche und der Arbeitnehmer bleibt nicht, wenn das „Matching“ nicht passt. „Das ist ein finanzieller Gewinn im Vergleich zu einer Vermittlungsagentur. Ausserdem sind wir sehr transparent und nennen mögliche Einschränkungen einer Person im Vorfeld.“

Damit sich die Unternehmen auf den Kern ihrer Arbeit konzentrieren können, kümmert sich der Verein um die administrativen Schritte. Die Begleitung durch die Coaches von Jobtimal kann für den Unternehmer und den Mitarbeiter bis zu 24 Monaten andauern. „Unser Slogan lautet: Viel Unterstützung, wenig Aufwand.“

* Zahlen des BFS, 2015

KMU-Portal für kleinere und mittlere Unternehmen, Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, Dezember 2017: Link zum Artikel

SRF: «Und wer hat die Jobs, um Sozialhilfebezüger anzustellen?«

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Das revidierte bernische Sozialhilfegesetz will erreichen, dass mehr Sozialhilfebezüger den Weg zurück in die Arbeitswelt suchen. Nur – wo sind die Jobs, die dafür gebraucht werden? Die Berner KMU-Wirtschaft kann das Problem wohl nicht lösen, stellt der Verbandsdirektor klar.

Wer sich bemüht, eine Arbeit zu finden, wird in der künftigen bernischen Sozialhilfe-Gesetzgebung belohnt. Aber der Anreiz funktioniert nur, wenn es dafür in der Wirtschaft genug Stellen gibt. Und da ist Christoph Erb, Direktor des Wirtschaftsverbandes Berner KMU, skeptisch. Seine Argumente:

  • Die KMU haben einen Fachkräftemangel, nicht einen Personalmangel.
  • Wer lange weg war aus dem Arbeitsprozess und nicht zu den Fähigen in seinem Beruf gehört, wird es schwer haben, einen Job zu finden.
  • Die Unternehmen sind immer weniger in der Lage, die nötige Betreuung zu gewährleisten oder Mitarbeiter mit reduziertem Leistungsvermögen zu behalten

Christoph Erb bezweifelt deshalb, dass die «Anreiz-Idee» in der heutigen Wirtschaftswelt funktioniert. «Die Unternehmen können nicht einfach übernehmen, was Sozialdienste machen müssen», so sein Klartext.

Der KMU-Direktor streitet nicht ab, dass die Wirtschaft froh ist um die zahlreichen Stiftungen und Organisationen, die sich um die Integration von Sozialhilfebezügern in die Arbeitswelt kümmern.

«Jobtimal» zeigt, dass es trotzdem geht

So eine Institution ist «Jobtimal», eine Erfindung des Berner Lift-Unternehmers und HIV-Präsidenten Bernhard Emch. Er bestreitet nicht, dass die Schweizer Wirtschaft unter Druck ist und wenig Spielraum hat, Leute mit Leistungsdefiziten einzustellen.

In den letzten vier Jahren aber hat «Jobtimal» 60 Sozialhilfebezüger erfolgreich in den Arbeitsprozess zurückgebracht.

Dauerhafte Lösungen gesucht

Gesucht werden nur Firmen, die wirklichen Bedarf nach solchen Leuten haben, bilanziert Bernhard Emch. «Wir wollen ja nicht, dass die Leute nach kurzer Zeit wieder aussteigen.»

Für Bernhard Emch sind die Absichten des Kantons, die Berufsintegration zu forcieren, sogar hilfreich. Konsequenterweise bräuchte es jetzt im Kompetenzzentrum Arbeit der Stadt Bern auch mehr Stellen für die Vermittlung.

Aber er sagt auch: «Jetzt ist Augenmass am Platz. Wenn jetzt eine Welle kommt und alle sagen, die Wirtschaft soll das Problem mit der Berufsintegration lösen, dann funktioniert das nicht.»

SRF Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 04.07.2017: Link zum Artikel

Berner KMU: «Erfolgsgeschichte Jobtimal: Arbeit statt Sozialhilfe»

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„Jobtimal“ = Optimal für KMU

Die Arbeitsvermittlung Jobtimal ist eine Erfolgsgeschichte, die für einmal das Leben schreibt: In den letzten vier Jahren konnten über 70 Sozialhilfebezüger wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Einer davon ist Mario Lüthi. Der 56-jährige arbeitet seit fünf Monaten im KMU-Betrieb «Keiser und Piccioni» in Wabern und ist für seinen Chef Daniel Keiser ein echter Glücksfall.

Autorin: Nina Zosso

Daniel Keiser findet über Mario Lüthi nur lobende Worte: «Mario arbeitet sehr selbstständig. Er ist sehr pflichtbewusst und hat gute Ideen; so hat er zum Beispiel innerhalb ein paar Wochen das ganze Lager aufgeräumt. Er ist ein echter Glücksfall für unseren Betrieb.» Das sei aber nicht der einzige Vorteil betont Daniel Keiser. «Ich kann Jobtimal wirklich allen KMU empfehlen, denn es verursacht keinen zusätzlichen administrativen Aufwand und ist absolut risikofrei. Wir Unternehmer können mit diesem Projekt nur gewinnen.»

So funktioniert das Erfolgsmodell Jobtimal

Anders als viele andere Sozialfirmen und Integrationsprogramme vermittelt Jobtimal Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt und funktioniert nach dem Teillohnmodell. Der Arbeitgeber zahlt einen reduzierten Lohn, welcher der Leistungsfähigkeit angepasst ist. Den Rest – damit der entsprechende Minimallohn trotzdem gewährleistet ist – übernimmt nötigenfalls die Sozialhilfe. Für Franz Reber, der das Projekt leitet und koordiniert, ist es besonders wichtig, die Unternehmen eng zu begleiten: «Wir sind ständig auf der Suche nach Unternehmen, die eine Teillohnstelle schaffen möchten und besprechen mit ihnen mögliche Einsatzbereiche. Die Vermittlung macht nur dann Sinn und ist nur dann nachhaltig, wenn sie für beide Seiten auch wirklich stimmt.» Aus diesem Grund führt Jobtimal auch die Bewerbungsgespräche durch und schliesst dann mit dem Unternehmen einen Verleihvertrag ab, der maximal 24 Monate dauert und jederzeit in ein festes Arbeitsverhältnis überführt werden kann. Die enge Begleitung im gesamten Integrationsprozess übernimmt ebenfalls Franz Reber und sein dreiköpfiges Team.

Menschen wie du und ich eine Chance geben

«Natürlich haben wir nach wie vor auch mit Vorurteilen zu kämpfen» gibt Franz Reber zu. «Jobtimal vermittelt aber keine Freaks, sondern Menschen wie du und ich. «Mir kommt als Paradebeispiel immer wieder ein Bäckermeister aus Ittigen in den Sinn. Er kam nach über 200 erfolglosen Bewerbungen zu uns, nachdem er aus Scham bereits sechsmal vor unserer Türe wieder kehrtgemacht hatte. Nie hätte er sich vorher vorstellen können einmal keine Arbeit mehr zu finden und Sozialhilfe beanspruchen zu müssen.» Ähnliches hat auch Mario Lüthi erlebt. Er war zwanzig Jahre lang zusammen mit seinem Vater als Maler selbstständig. Nach dessen Tod 2011 und durch die Betreuung seiner pflegebedürftigen Mutter rutschte er in die Sozialhilfe ab. «Ich bin so froh und dankbar, wieder einen Job zu haben. Endlich hat mein Leben wieder eine Struktur und ich bin wieder etwas wert» so Mario Lüthi.

Wirtschaftlich und sozial wertvoll

Hinter der Erfolgsgeschichte Jobtimal steht Bernhard Emch, Präsident des HIV Sektion Bern und Geschäftsleiter EMCH Aufzüge AG. «Als die Stadt Bern mit der Idee für das Integrationsprojekt
auf mich zugekommen ist, war die Skepsis in Politik und Wirtschaft um mich herum ziemlich gross. Ich war aber von Anfang an überzeugt und würde es jederzeit wieder machen. Wir haben selber auch einen von Jobtimal vermittelten Mitarbeiter bei uns im Betrieb. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sind unsere Mitarbeitenden auch sehr stolz, einem Menschen wieder einen Platz im Arbeitsleben zu geben, was sich wiederum positiv auf das ganze Betriebsklima auswirkt. Zudem entlastet jede von Jobtimal vermittelte und im ersten Arbeitsmarkt wieder integrierte Person den Steuerzahler. Es ist also wirklich eine win-win-win- Situation.»

Weitere KMU-Betriebe gesucht

Daniel Keiser hat am BEA-Stand per Zufall von Jobtimal erfahren. «Ich bekam vom Gewerbeverband KMU Stadt Bern die Möglichkeit, den Stand einen Tag zu nutzen und an diesem Tag war zufälligerweise auch Jobtimal vor Ort. Wir kamen ins Gespräch und für mich war schnell klar, dass ich hier gerne mitmache, auch wenn wir mit sechs Mitarbeitern und einem Lehrling nur ein kleiner Betrieb sind.» Neben der Suche nach weiteren KMU-Betrieben, die bei Jobtimal mitmachen, steht auch der Ausbau des Kompetenzzentrums im Zentrum. Bis jetzt beschränkt sich das Projekt auf die Stadt und den Grossraum Bern. Der neu gegründete Beirat, indem auch Berner KMU vertreten ist, soll mithelfen, Jobtimal auf den ganzen Kanton Bern auszudehnen.

Berner KMU, Nr. 10 2017, Oktober 2017: Link zum Artikel

 

Medaillon der Burgergemeinde Bern: «Chance für Langzeitarbeitslose dank jobtimal»

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Arbeitsintegrationsprogramme sind ein wichtiges Thema in der Sozialhilfe, so auch für das Burgerliche Sozialzentrum. Das im Kanton Bern fest verankerte Angebot Jobtimal coacht und vermittelt arbeitsfähige Menschen, die Sozialhilfe beziehen, in den 1. Arbeitsmarkt. Mit einer Anstellung im Teillohnmodell können sie ihren Lebensunterhalt wieder teilweise oder ganz bestreiten. Laut Jobtimal-Teamleiter Franz Reber ist das funktionierende Modell noch ausbaufähig, gerne möchte man weitere am Angebot interessierte Arbeitgeber in Bern ins Boot holen.

Unter dem Motto «es gibt immer und überall Arbeit» berät und unterstützt Jobtimal Institutionen und Unternehmen dabei, bezahlte Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen mit Leistungseinschränkungen zu schaffen. Der Berner Verein für Arbeitsintegration ist von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Stadt Bern im Jahr 2013 initiiert worden, seit Anfang 2016 besteht ein Leistungsvertrag mit der Gesundheits und Fürsorgedirektion des Kantons Bern. Das dreiköpfige Jobtimal-Team vermittelt Menschen auf leistungsangepasste (Teil)-Lohnstellen. Jobtimal übernimmt während 24 Monaten deren Anstellung, inklusive Anmeldung bei den Sozialversicherungen, und begleitet sowohl die aufnehmenden Institutionen und Betriebe als auch die vermittelten Mitarbeitenden kostenlos, individuell und dem jeweiligen Bedarf angepasst. Die Arbeitgeber erhalten am Monatsende lediglich eine Rechnung für die tatsächlich erbrachte Arbeit. Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Sozialämtern ist eng. Diese garantieren ergänzend für das notwendige Einkommen der Betroffenen. Primärziel des Angebots ist, arbeitswilligen Menschen wieder eine Chance auf bezahlte Arbeit zu geben, letztlich angestrebt wird deren Festanstellung durch den jeweiligen Betrieb.

Beitrag an die Gesellschaft, gut für die Unternehmenskultur
Mit dem Angebot einer beschriebenen Teillohnstelle können sich Arbeitgeber dafür engagieren, dass Langzeitarbeitslose wieder Fuss im Arbeitsleben fassen können. Das Engagement ist sinnstiftend, schärft das Bewusstsein für den Wert von Arbeit, stärkt die Unternehmenskultur und fördert die gesellschaftliche Solidarität. Dank eines Teillohn- Arbeitsplatzes erhalten Langzeitarbeitslose wieder einen Platz in der Gesellschaft, zudem werden die Sozialhilfe und das Gesundheitswesen entlastet.

Das Haus wieder zum Arbeiten verlassen
Die 53-jährige Marianne Berger (Name geändert) war lange Zeit arbeitslos und arbeitet nun seit 16 Monaten wieder Teilzeit, dank der Vermittlung von Jobtimal. Die Burgerin hat nach vormaligen Tätigkeiten im Pflegebereich eine KV-Ausbildung absolviert, verlor aber nach 5 Jahren ihre Bürostelle und war anschliessend 10 Jahre arbeitslos und musste Sozialhilfe beziehen. Vor vier Jahren machte sie ihre Betreuungsperson beim Burgerlichen Sozialzentrum auf das damals neue Angebot von Jobtimal aufmerksam. Marianne Berger zögerte keinen Augenblick mitzumachen, sie wollte endlich wieder arbeiten. Allerdings dauerte ihr erster Einsatz bei einer Büromaterialzentrale kein Jahr. Nebst administrativer Arbeit wurden auch körperlich anstrengende Tätigkeiten verlangt, was sie aber wegen ihrer Rückenprobleme überforderte. Auch teammässig stimmte die Chemie nicht. Marianne Berger machte einen Rückzieher und war in der Folge froh um das Verständnis vonseiten Jobtimal und des Burgerlichen Sozialzentrums: dass tragfähige Lösungen nicht immer schnell zu haben sind. So wagte sie Anfang 2016 einen neuen Anlauf, diesmal wurde sie der Berner SKOS-Geschäftsstelle vermittelt. Sie fühlte sich am neuen Ort auf Anhieb aufgenommen und integriert: «Ich gehe wieder gerne aus dem Haus zur Arbeit. Meine Lebensqualität im Gegensatz zu früher hat sich deutlich verbessert.» Nun hofft sie, dass die SKOS sie Ende Jahr von Jobtimal übernimmt und im gleichen Teilzeitpensum direkt anstellt. Notabene: Auch das Facility Management des Burgerspitals setzt auf Jobtimal und hat kürzlich Alfredo Da Silva als Mitarbeiter angestellt.

 Burgergemeinde Bern, Medaillon Nr. 27, Mai 2017: Link zum Artikel