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Radio neo1: «Jobtimal will Arbeitslose und Unternehmen zusammen bringen»

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Für Arbeitslose ist es oft schwierig, den Einstieg ins Berufsleben wieder zu finden. Gestern wurde bei der Delegiertenversammlung des Gewerbeverbandes Berner KMU das Projekt Jobtimal vorgestellt. Der Verein für Arbeitsintegration schafft Arbeitsplätze für Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt. Es ist ein gemeinsames Projekt der Arbeitgeberverbände, der Gewerkschaften und der Stadt Bern.

Die arbeitgebenden Betriebe bezahlen einen der individuellen Leistungsfähigkeit der Teillohnangestellten angepassten Lohn, der bis zum Existenzbedarf mit Sozialhilfe ergänzt wird. Sowohl die Betriebe wie die Teillohnangestellten werden während der Anstellung unterstützt und begleitet.

Radio neo1, 25.04.2018

Der Bund: «Arbeitsintegration ist Herkulesarbeit»

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Die Wirtschaft soll bei der Integration von Sozialhilfebezügern in den ersten Arbeitsmarkt helfen. Aber die Hindernisse dabei sind gross, wie die Erfahrung mit dem Projekt Jobtimal zeigt.

Eigentlich kann sich Bernhard Emch freuen. Denn die von der Fürsorgedirektion initiierte Arbeitsgruppe zur Förderung der Arbeitsintegration hat das Projekt Jobtimal zum Leuchtturmprojekt auserkoren. Emch ist Präsident des Vereins Jobtimal, der im Auftrag des Stadtberner Sozialamts Jobs für Sozialhilfebezüger im ersten Arbeitsmarkt vermittelt. Der Status als Leuchtturmprojekt erlaubt es dem Verein, die Zahl der Coachs leicht zu erhöhen, welche die Klienten bei der Arbeit betreuen. Liftbauer Emch geht beim Projekt seit Jahren mit gutem Beispiel voran und hat im Rahmen von Jobtimal eine Person mit Leistungseinschränkungen im Teillohnmodell angestellt.

Dies bedeutet, dass Emchs Firma der Person einen reduzierten Lohn entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit bezahlt. Die Differenz bis zur Erreichung des Existenzminimums übernimmt die Sozialhilfe. Nach zwei Jahren erfolgt im Idealfall eine Direktanstellung. «Wir haben hervorragende Erfahrungen mit diesem Modell gemacht», sagt Emch. Sobald die Mitarbeitenden merkten, dass es sich bei ihrem Kollegen nicht um einen Schmarotzer handle, sei die Akzeptanz gross. Dafür brauche es aber von Anfang an die Information und den Einbezug der Mitarbeitenden, sagt Emch.

Potenzial im Bau liegt brach

Erklärungsbedarf gibt es aber nicht allein bei den Mitarbeitenden von Emchs Betrieb, sondern vor allem bei den Unternehmern im Grossraum Bern, die Emch auch als Präsident der Sektion Bern des Handels- und Industrievereins (HIV) vom Teillohnmodell überzeugen will. «Der Wirtschaft fehlen nicht einfach Arbeitskräfte, sondern vor allem Fachkräfte», sagt Christoph Erb, Direktor des Gewerbeverbandes Berner KMU. Er sitzt selber im Beirat von Jobtimal und spricht von einem sehr guten Projekt. Erb weist jedoch darauf hin, dass Teillohnmodelle bei der Arbeitsintegration nur eine Übergangslösung sein können. Die Zahl der Personen, die schliesslich eine Direktanstellung erhielten, sei vergleichsweise klein (siehe Kasten). «Man kann den Betrieben nicht sagen, wen sie anzustellen haben», sagt Erb.

Für Emch ist klar, dass Projekte wie Jobtimal das Problem der Langzeitarbeitslosen nicht alleine lösen können. Für ihn wäre aber schon viel erreicht, wenn Unternehmer niederschwellige Arbeiten nicht ins Ausland verlagerten oder durch Roboter erledigen liessen, sondern durch Langzeitarbeitslose. Warum nicht mehr Unternehmer solche Personen anstellten, sei eines der Hauptthemen in der erwähnten Arbeitsgruppe der Fürsorgedirektion zum Thema Arbeitsintegration. Im Fokus stünden dabei auch administrative und gesetzliche Hindernisse.

Im Baugewerbe zum Beispiel gebe es zwar ein grosses Potenzial für niederschwellige Arbeitskräfte. Aber die im Landesmantelvertrag festgehaltenen Mindestlöhne verhinderten flexible Lohnmodelle für die Branche. «Kein Baumeister kann es sich leisten, für integrationsbedürftige Menschen einen Mindestlohn zu bezahlen», sagt Emch. Wie bei der Etablierung von Jobtimal selber würde es auch hier intensive Gespräche zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern brauchen – und allenfalls rechtliche Anpassungen. «Arbeitsintegration ist eine Herkulesaufgabe», bilanziert Emch.

Der Bund, 17.04.2018: Link zum Artikel

WBF KMU-Portal: Arbeitswelt: «Ein Verein hilft beim Wiedereinstieg»

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Die Berner Organisation Jobtimal ermöglichte 80 Sozialhilfebezügern, einen neuen Job zu finden. In das Projekt sind viele KMU involviert.Unter den 265’000 Sozialhilfebezügern in der Schweiz* finden sich viele Personen, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters oder wegen körperlicher oder psychischer Einschränkungen nicht mehr am Arbeitsmarkt teilhaben. Sie erfüllen jedoch nicht automatisch die Kriterien der Invaliditätsversicherung. Der Verein Jobtimal wurde gegründet, um auf die Bedürfnisse dieser Bevölkerungsgruppe im Kanton Bern zu reagieren. Er hilft Langzeitarbeitslosen, indem er sie mit potenziellen Arbeitgebenden in Kontakt bringt. Wenn sie eine Stelle bekommen haben, begleitet er sie während maximal zwei Jahren bei ihrer Wiedereingliederung.

„Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren stellen fest: Nach sechs Monaten Arbeitslosigkeit nehmen die Chancen, wieder eine Arbeit zu finden, rapide ab. Nach zwölf Monaten beginnt man von Langzeitarbeitslosigkeit zu sprechen. Und nach mehreren Jahren ohne Erwerbstätigkeit ist die Wahrscheinlichkeit, ohne Unterstützung eine neue Stelle zu finden, sehr gering“, betont Franz Reber, Teamleiter und JobCoach bei Jobtimal. Das Programm gibt diesen Langzeitarbeitslosen neue Hoffnung. „Der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt eröffnet neue Perspektiven, man fühlt sich nützlich und wertgeschätzt.“ Die Entwicklung von Jobtimal seit 2013 ist das Ergebnis einiger Runder Tische zwischen dem Kanton und der Stadt Bern sowie den Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. 

KMU bieten einen passenden Rahmen

Viele KMU haben Arbeitnehmende eingestellt, die Jobtimal für sie rekrutiert hat, und ihnen schliesslich einen unbefristeten Arbeitsvertrag angeboten. „Die Erfahrungen, die wir bisher mit kleinen und mittelgrossen Firmen gemacht haben, sind sehr überzeugend“, stellt Franz Reber fest. „In KMU lässt sich leichter Vertrauen aufbauen, da wir direkt mit der Geschäftsführung in Kontakt stehen und Entscheidungen rasch getroffen werden.“

Sich sozial zu engagieren, ist nicht nur Sache der grossen Firmen: Auch kleine und mittlere Unternehmen können etwas beitragen. Dirk Mewes, Inhaber des Feinkostladens Vom Fass in Bern, unterstützt diese Form des Engagements. „Wir haben als Unternehmer eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Die Stadt hat mir dabei geholfen, mich selbstständig zu machen, und es ist normal, dass ich die Unterstützung, die ich erfahren habe, heute zurückgebe.“

Der Unternehmer nahm im Sommer 2015 Kontakt zu Jobtimal auf. Er stellte eine Person ein, die aufgrund der Folgeschäden einer Krebserkrankung Probleme beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt hatte. „Ich habe seine Arbeitszeit angepasst. Er ist zu 60% beschäftigt, aber pro Woche 70% bei uns. So kann er mehr Pausen nehmen, wann er möchte, und in seinem eigenen Rhythmus arbeiten.“ Das heisst nicht, dass der Arbeitnehmer keine Verantwortung trägt. „Im Gegenteil: Der Angestellte ist für das Lager, das Einräumen der Produkte im Laden und die Sauberkeit zuständig. Seine Anwesenheit ist für den reibungslosen Ablauf im Laden unverzichtbar. So können die anderen Beschäftigten und ich uns auf die Verwaltung und den Verkauf konzentrieren.“ 

Positive Energie

„Es ist eine Win-Win-Situation“, erklärt Dirk Mewes, der für die Feiern zum Jahresende gerade eine zusätzliche Person über Jobtimal eingestellt hat. „Die Arbeit ist nützlich. Darüber hinaus erzeugt es eine positive Energie im Team, wenn man an solchen Programmen teilnimmt, und es fördert das gute Image des Unternehmens.“ Im Gegenzug muss der Arbeitgeber darauf achten, dass der Arbeitnehmer sein Arbeitsverhältnis unter guten Bedingungen aufnehmen kann. Manchmal muss er ihm mehr Zeit für die Einarbeitung gewähren und ihm dabei helfen, sich an die Situation zu gewöhnen. Anschliessend ist auch eine intensivere Begleitung sicherzustellen.

Gibt es auch Nachteile? „Einige Mitarbeiter können psychische Einschränkungen haben, die mit der Stelle unvereinbar sind“, bemerkt Dirk Mewes. „Das gehört jedoch zum Deal dazu und Jobtimal ist in solchen Fällen sehr pragmatisch.“ 

Möglichst wenig Risiko und Bürokratie

Franz Reber will die Risiken für die Arbeitgeber minimieren. So steuert Jobtimal die Rekrutierung und die ersten Gespräche und der Arbeitnehmer bleibt nicht, wenn das „Matching“ nicht passt. „Das ist ein finanzieller Gewinn im Vergleich zu einer Vermittlungsagentur. Ausserdem sind wir sehr transparent und nennen mögliche Einschränkungen einer Person im Vorfeld.“

Damit sich die Unternehmen auf den Kern ihrer Arbeit konzentrieren können, kümmert sich der Verein um die administrativen Schritte. Die Begleitung durch die Coaches von Jobtimal kann für den Unternehmer und den Mitarbeiter bis zu 24 Monaten andauern. „Unser Slogan lautet: Viel Unterstützung, wenig Aufwand.“

* Zahlen des BFS, 2015

KMU-Portal für kleinere und mittlere Unternehmen, Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung, Dezember 2017: Link zum Artikel

SRF: «Und wer hat die Jobs, um Sozialhilfebezüger anzustellen?«

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Das revidierte bernische Sozialhilfegesetz will erreichen, dass mehr Sozialhilfebezüger den Weg zurück in die Arbeitswelt suchen. Nur – wo sind die Jobs, die dafür gebraucht werden? Die Berner KMU-Wirtschaft kann das Problem wohl nicht lösen, stellt der Verbandsdirektor klar.

Wer sich bemüht, eine Arbeit zu finden, wird in der künftigen bernischen Sozialhilfe-Gesetzgebung belohnt. Aber der Anreiz funktioniert nur, wenn es dafür in der Wirtschaft genug Stellen gibt. Und da ist Christoph Erb, Direktor des Wirtschaftsverbandes Berner KMU, skeptisch. Seine Argumente:

  • Die KMU haben einen Fachkräftemangel, nicht einen Personalmangel.
  • Wer lange weg war aus dem Arbeitsprozess und nicht zu den Fähigen in seinem Beruf gehört, wird es schwer haben, einen Job zu finden.
  • Die Unternehmen sind immer weniger in der Lage, die nötige Betreuung zu gewährleisten oder Mitarbeiter mit reduziertem Leistungsvermögen zu behalten

Christoph Erb bezweifelt deshalb, dass die «Anreiz-Idee» in der heutigen Wirtschaftswelt funktioniert. «Die Unternehmen können nicht einfach übernehmen, was Sozialdienste machen müssen», so sein Klartext.

Der KMU-Direktor streitet nicht ab, dass die Wirtschaft froh ist um die zahlreichen Stiftungen und Organisationen, die sich um die Integration von Sozialhilfebezügern in die Arbeitswelt kümmern.

«Jobtimal» zeigt, dass es trotzdem geht

So eine Institution ist «Jobtimal», eine Erfindung des Berner Lift-Unternehmers und HIV-Präsidenten Bernhard Emch. Er bestreitet nicht, dass die Schweizer Wirtschaft unter Druck ist und wenig Spielraum hat, Leute mit Leistungsdefiziten einzustellen.

In den letzten vier Jahren aber hat «Jobtimal» 60 Sozialhilfebezüger erfolgreich in den Arbeitsprozess zurückgebracht.

Dauerhafte Lösungen gesucht

Gesucht werden nur Firmen, die wirklichen Bedarf nach solchen Leuten haben, bilanziert Bernhard Emch. «Wir wollen ja nicht, dass die Leute nach kurzer Zeit wieder aussteigen.»

Für Bernhard Emch sind die Absichten des Kantons, die Berufsintegration zu forcieren, sogar hilfreich. Konsequenterweise bräuchte es jetzt im Kompetenzzentrum Arbeit der Stadt Bern auch mehr Stellen für die Vermittlung.

Aber er sagt auch: «Jetzt ist Augenmass am Platz. Wenn jetzt eine Welle kommt und alle sagen, die Wirtschaft soll das Problem mit der Berufsintegration lösen, dann funktioniert das nicht.»

SRF Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 04.07.2017: Link zum Artikel

Berner KMU: «Erfolgsgeschichte Jobtimal: Arbeit statt Sozialhilfe»

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„Jobtimal“ = Optimal für KMU

Die Arbeitsvermittlung Jobtimal ist eine Erfolgsgeschichte, die für einmal das Leben schreibt: In den letzten vier Jahren konnten über 70 Sozialhilfebezüger wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Einer davon ist Mario Lüthi. Der 56-jährige arbeitet seit fünf Monaten im KMU-Betrieb «Keiser und Piccioni» in Wabern und ist für seinen Chef Daniel Keiser ein echter Glücksfall.

Autorin: Nina Zosso

Daniel Keiser findet über Mario Lüthi nur lobende Worte: «Mario arbeitet sehr selbstständig. Er ist sehr pflichtbewusst und hat gute Ideen; so hat er zum Beispiel innerhalb ein paar Wochen das ganze Lager aufgeräumt. Er ist ein echter Glücksfall für unseren Betrieb.» Das sei aber nicht der einzige Vorteil betont Daniel Keiser. «Ich kann Jobtimal wirklich allen KMU empfehlen, denn es verursacht keinen zusätzlichen administrativen Aufwand und ist absolut risikofrei. Wir Unternehmer können mit diesem Projekt nur gewinnen.»

So funktioniert das Erfolgsmodell Jobtimal

Anders als viele andere Sozialfirmen und Integrationsprogramme vermittelt Jobtimal Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt und funktioniert nach dem Teillohnmodell. Der Arbeitgeber zahlt einen reduzierten Lohn, welcher der Leistungsfähigkeit angepasst ist. Den Rest – damit der entsprechende Minimallohn trotzdem gewährleistet ist – übernimmt nötigenfalls die Sozialhilfe. Für Franz Reber, der das Projekt leitet und koordiniert, ist es besonders wichtig, die Unternehmen eng zu begleiten: «Wir sind ständig auf der Suche nach Unternehmen, die eine Teillohnstelle schaffen möchten und besprechen mit ihnen mögliche Einsatzbereiche. Die Vermittlung macht nur dann Sinn und ist nur dann nachhaltig, wenn sie für beide Seiten auch wirklich stimmt.» Aus diesem Grund führt Jobtimal auch die Bewerbungsgespräche durch und schliesst dann mit dem Unternehmen einen Verleihvertrag ab, der maximal 24 Monate dauert und jederzeit in ein festes Arbeitsverhältnis überführt werden kann. Die enge Begleitung im gesamten Integrationsprozess übernimmt ebenfalls Franz Reber und sein dreiköpfiges Team.

Menschen wie du und ich eine Chance geben

«Natürlich haben wir nach wie vor auch mit Vorurteilen zu kämpfen» gibt Franz Reber zu. «Jobtimal vermittelt aber keine Freaks, sondern Menschen wie du und ich. «Mir kommt als Paradebeispiel immer wieder ein Bäckermeister aus Ittigen in den Sinn. Er kam nach über 200 erfolglosen Bewerbungen zu uns, nachdem er aus Scham bereits sechsmal vor unserer Türe wieder kehrtgemacht hatte. Nie hätte er sich vorher vorstellen können einmal keine Arbeit mehr zu finden und Sozialhilfe beanspruchen zu müssen.» Ähnliches hat auch Mario Lüthi erlebt. Er war zwanzig Jahre lang zusammen mit seinem Vater als Maler selbstständig. Nach dessen Tod 2011 und durch die Betreuung seiner pflegebedürftigen Mutter rutschte er in die Sozialhilfe ab. «Ich bin so froh und dankbar, wieder einen Job zu haben. Endlich hat mein Leben wieder eine Struktur und ich bin wieder etwas wert» so Mario Lüthi.

Wirtschaftlich und sozial wertvoll

Hinter der Erfolgsgeschichte Jobtimal steht Bernhard Emch, Präsident des HIV Sektion Bern und Geschäftsleiter EMCH Aufzüge AG. «Als die Stadt Bern mit der Idee für das Integrationsprojekt
auf mich zugekommen ist, war die Skepsis in Politik und Wirtschaft um mich herum ziemlich gross. Ich war aber von Anfang an überzeugt und würde es jederzeit wieder machen. Wir haben selber auch einen von Jobtimal vermittelten Mitarbeiter bei uns im Betrieb. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sind unsere Mitarbeitenden auch sehr stolz, einem Menschen wieder einen Platz im Arbeitsleben zu geben, was sich wiederum positiv auf das ganze Betriebsklima auswirkt. Zudem entlastet jede von Jobtimal vermittelte und im ersten Arbeitsmarkt wieder integrierte Person den Steuerzahler. Es ist also wirklich eine win-win-win- Situation.»

Weitere KMU-Betriebe gesucht

Daniel Keiser hat am BEA-Stand per Zufall von Jobtimal erfahren. «Ich bekam vom Gewerbeverband KMU Stadt Bern die Möglichkeit, den Stand einen Tag zu nutzen und an diesem Tag war zufälligerweise auch Jobtimal vor Ort. Wir kamen ins Gespräch und für mich war schnell klar, dass ich hier gerne mitmache, auch wenn wir mit sechs Mitarbeitern und einem Lehrling nur ein kleiner Betrieb sind.» Neben der Suche nach weiteren KMU-Betrieben, die bei Jobtimal mitmachen, steht auch der Ausbau des Kompetenzzentrums im Zentrum. Bis jetzt beschränkt sich das Projekt auf die Stadt und den Grossraum Bern. Der neu gegründete Beirat, indem auch Berner KMU vertreten ist, soll mithelfen, Jobtimal auf den ganzen Kanton Bern auszudehnen.

Berner KMU, Nr. 10 2017, Oktober 2017: Link zum Artikel

 

Medaillon der Burgergemeinde Bern: «Chance für Langzeitarbeitslose dank jobtimal»

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Arbeitsintegrationsprogramme sind ein wichtiges Thema in der Sozialhilfe, so auch für das Burgerliche Sozialzentrum. Das im Kanton Bern fest verankerte Angebot Jobtimal coacht und vermittelt arbeitsfähige Menschen, die Sozialhilfe beziehen, in den 1. Arbeitsmarkt. Mit einer Anstellung im Teillohnmodell können sie ihren Lebensunterhalt wieder teilweise oder ganz bestreiten. Laut Jobtimal-Teamleiter Franz Reber ist das funktionierende Modell noch ausbaufähig, gerne möchte man weitere am Angebot interessierte Arbeitgeber in Bern ins Boot holen.

Unter dem Motto «es gibt immer und überall Arbeit» berät und unterstützt Jobtimal Institutionen und Unternehmen dabei, bezahlte Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen mit Leistungseinschränkungen zu schaffen. Der Berner Verein für Arbeitsintegration ist von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Stadt Bern im Jahr 2013 initiiert worden, seit Anfang 2016 besteht ein Leistungsvertrag mit der Gesundheits und Fürsorgedirektion des Kantons Bern. Das dreiköpfige Jobtimal-Team vermittelt Menschen auf leistungsangepasste (Teil)-Lohnstellen. Jobtimal übernimmt während 24 Monaten deren Anstellung, inklusive Anmeldung bei den Sozialversicherungen, und begleitet sowohl die aufnehmenden Institutionen und Betriebe als auch die vermittelten Mitarbeitenden kostenlos, individuell und dem jeweiligen Bedarf angepasst. Die Arbeitgeber erhalten am Monatsende lediglich eine Rechnung für die tatsächlich erbrachte Arbeit. Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Sozialämtern ist eng. Diese garantieren ergänzend für das notwendige Einkommen der Betroffenen. Primärziel des Angebots ist, arbeitswilligen Menschen wieder eine Chance auf bezahlte Arbeit zu geben, letztlich angestrebt wird deren Festanstellung durch den jeweiligen Betrieb.

Beitrag an die Gesellschaft, gut für die Unternehmenskultur
Mit dem Angebot einer beschriebenen Teillohnstelle können sich Arbeitgeber dafür engagieren, dass Langzeitarbeitslose wieder Fuss im Arbeitsleben fassen können. Das Engagement ist sinnstiftend, schärft das Bewusstsein für den Wert von Arbeit, stärkt die Unternehmenskultur und fördert die gesellschaftliche Solidarität. Dank eines Teillohn- Arbeitsplatzes erhalten Langzeitarbeitslose wieder einen Platz in der Gesellschaft, zudem werden die Sozialhilfe und das Gesundheitswesen entlastet.

Das Haus wieder zum Arbeiten verlassen
Die 53-jährige Marianne Berger (Name geändert) war lange Zeit arbeitslos und arbeitet nun seit 16 Monaten wieder Teilzeit, dank der Vermittlung von Jobtimal. Die Burgerin hat nach vormaligen Tätigkeiten im Pflegebereich eine KV-Ausbildung absolviert, verlor aber nach 5 Jahren ihre Bürostelle und war anschliessend 10 Jahre arbeitslos und musste Sozialhilfe beziehen. Vor vier Jahren machte sie ihre Betreuungsperson beim Burgerlichen Sozialzentrum auf das damals neue Angebot von Jobtimal aufmerksam. Marianne Berger zögerte keinen Augenblick mitzumachen, sie wollte endlich wieder arbeiten. Allerdings dauerte ihr erster Einsatz bei einer Büromaterialzentrale kein Jahr. Nebst administrativer Arbeit wurden auch körperlich anstrengende Tätigkeiten verlangt, was sie aber wegen ihrer Rückenprobleme überforderte. Auch teammässig stimmte die Chemie nicht. Marianne Berger machte einen Rückzieher und war in der Folge froh um das Verständnis vonseiten Jobtimal und des Burgerlichen Sozialzentrums: dass tragfähige Lösungen nicht immer schnell zu haben sind. So wagte sie Anfang 2016 einen neuen Anlauf, diesmal wurde sie der Berner SKOS-Geschäftsstelle vermittelt. Sie fühlte sich am neuen Ort auf Anhieb aufgenommen und integriert: «Ich gehe wieder gerne aus dem Haus zur Arbeit. Meine Lebensqualität im Gegensatz zu früher hat sich deutlich verbessert.» Nun hofft sie, dass die SKOS sie Ende Jahr von Jobtimal übernimmt und im gleichen Teilzeitpensum direkt anstellt. Notabene: Auch das Facility Management des Burgerspitals setzt auf Jobtimal und hat kürzlich Alfredo Da Silva als Mitarbeiter angestellt.

 Burgergemeinde Bern, Medaillon Nr. 27, Mai 2017: Link zum Artikel

mmBE museen musées Rundbrief «Soziale Verantwortung hat viele Gesichter»

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In einer Welt, die immer schneller, komplexer und vielfältiger wird, sind alle gefordert. Dazu gehört auch die Frage, welche Rolle die Museen in der gegenwärtigen Gesellschaft spielen wollen und können. Wo und wie reden wir mit? Wo mischen wir uns ein? Wo und wozu können wir Hand bieten? Sicher ist: Museen mangelt es nicht an Möglichkeiten und Ansatzpunkten, soziale Verantwortung zu übernehmen.

Museen definieren und verstehen sich als «gemeinnützige, auf Dauer angelegte, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtungen im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung» (Ethische Richtlinien ICOM). Der Anspruch aber auch die Aufgabe, soziale Verantwortung zu übernehmen, schwingen hier mit und werden in jüngerer Zeit auch immer grösser geschrieben. Das «Museum für alle», Schlagwörter wie Barrierefreiheit, Integration, Inklusion und Partizipation fallen ebenso in diesen Bereich, wie die Positionierung der Museen als Begegnungsort und Diskussionsforum, wo auch Gegenwart und Zukunft aufgegriffen und Debatten über sensible Themen geführt werden sollen. Die Dichte an Tagungen, Projekten, Initiativen und Publikationen, die mit ihren Schwerpunkten und Ansätzen an die soziale Verantwortung der Museen des Themas. Zahlreiche Beispiele aus der Praxis belegen das wachsende Engagement und Bewusstsein der Museen.

Publikumsarbeit im Vordergrund

Der Schwerpunkt liegt dabei stark auf der Publikumsarbeit. Niederschwelligkeit, Barrierefreiheit, partizipative Vermittlungsangebote sowie spezielle Angebote für Menschen mit Behinderungen, generationenübergreifende Projekte, Angebote für und mit Minderheiten oder Flüchtlingen gehören ebenso dazu, wie das Ausstellen und Vermitteln aktueller, gern auch «sensibler» Themen.Je weiter die Begriffe Teilhabe und Partizipation gefasst werden, desto näher kommt man schliesslich in den Bereich der Mitarbeit und damit dorthin, wo das Museum nicht nur Kulturanbieter, sondern auch Arbeitgeber ist.

Das Museum als Arbeitgeber

Gemäss der letzten statistischen Erhebung zu den Museen der Schweiz, arbeiten mindestens 19‘500 Menschen in den Museen. Überlegt man sich, wie viele externe «Kreativwirtschaftler» (z.B. Grafiker, Gestalterinnen, etc.) zusätzlich regelmässig hinzugezogen werden, kommt in einem Museumsbetrieb einiges zusammen, und auch die Spannbreite an Museumsberufen und Aufgabenfeldern kann sich durchaus sehen lassen. In die Schaffung und Pflege attraktiver Arbeitsplätze spielt die soziale Verantwortung immer mit hinein, wobei die Bereitstellung eines Angebots an Ausbildungs- oder Praktikumsplätzen ebenfalls mitgedacht werden sollte. Im Feld der Freiwilligenarbeit spielen die Museen seit Langem eine gewichtige Rolle und bieten einer Vielzahl von Menschen eine sinnstiftende Tätigkeit. Zieht man die Parallele zur Publikumsarbeit, gilt es für Museen auch als Arbeitgeber weiter zu denken. Sowohl das Label «Kultur inklusiv» als auch das neu erschienene Praxishandbuch «inkl.» (s. Kasten) definieren die Schaffung von Arbeits- und Einsatzmöglichkeiten für Menschen mit Einschränkungen als Handlungsfeld, wo es um Inklusion und die Übernahme von sozialer Verantwortung geht. Je nach Museum bieten sich verschiedenste Einsatzmöglichkeiten – sei es in der Hauswartung, in Garten oder Park,in Café oder Restaurant, in den Bereichen Empfangs-, Telefon- und Aufsichtsdienst, in der Administration, im Depot oder im Archiv. mmBE denkt, dass es ebenso angezeigt und spannend wie lohnend ist, sich hierzu Gedanken zu machen. Fach- und Vermittlungsstellen bieten Beratung und Unterstützung an, sei es im Bereich der Integration behinderter Menschen, im Bereich von Beschäftigungsprogrammen
oder eben im Bereich der konkreten Re-Integration in den Arbeitsmarkt. Mut zur Verantwortung zahlt sich immer aus. Die Zahl der Praxisbeispiele steigt. Als Verein der Museen im Kanton Bern helfen wir gern mit, Kontakte zu knüpfen, und den Erfahrungsaustausch zu fördern.

Su Jost, Geschäftsstelle mmBE

Vermittlung, Begleitung und Unterstützung
Zum Beispiel: jobtimal.ch

jobtimal.ch – Verein für Arbeitsintegration, ist ein im Kanton Bern verankertes Angebot, das von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Stadt Bern initiiert und seit Beginn 2016 von der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern (GEF) getragen wird. Unter dem Motto «es gibt immer und überall Arbeit», berät und unterstützt jobtimal.ch Institutionen und Unternehmen dabei, bezahlte Arbeitsplätze für langzeitarbeitslose Menschen mit Leistungseinschränkungen zu schaffen. jobtimal.ch vermittelt Menschen auf leistungsangepasste (Teil)-Lohnstellen, übernimmt für 24 Monate die Anstellung und begleitet sowohl die aufnehmenden Institutionen und Betriebe als auch die Mitarbeitenden individuell und massgeschneidert. Ziel ist, Menschen, die arbeiten wollen, wieder eine Chance auf eine bezahlte Arbeit zu geben. Die Zusammenarbeit mit jobtimal.ch gestaltet sich nicht zuletzt auch durch die regionale Verankerung einfach und unbürokratisch.
Weitere Infos zum Angebot, dem genauen Ablauf, dem Teillohnmodell sowie aktuelle Profile von Stellensuchenden gibts auf der Website oder noch einfacher gleich auf direkten Anruf bei Franz Reber, Teamleiter jobtimal.ch, 031 321 78 23.

(mmBE museen musées Rundbrief Nr. 60, Februar 2017: Link zum Artikel)

Schweizerische Gewerbezeitung «Jobtimal erfolgreich – Inländische Fachkräfte werden gefördert »

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Es gibt Menschen, die zwischen alle Maschen fallen – Personen zum Beispiel, die in ihrer Leistung beeinträchtigt sind, aber keine Invalidenrente beziehen. Die Stadt Bern weist nun Erfolge aus mit dem Modell jobtimal.ch, welches Personen aus der Sozialhilfe in den ersten ­Arbeitsmarkt führt. Als Patrik D. 20-jährig wurde, erlitt er eine Psychose, die sein Leben aus den Fugen warf. Er musste seine Lehre abbrechen und konnte später dank Medikamenten zwar wieder arbeiten, aber immer nur in ungelernten Jobs – unterbrochen von Phasen der Angst und Depression. Heute ist Patrik D. 40 Jahre alt. Er steht endlich wieder auf sicherem Boden und hat eine Festanstellung. Als er sie bekam, hat er vor Freude geweint.

Entlastung für Sozialhilfe und Gesundheitssystem

Jobtimal startete 2013 und schreibt jetzt bereits schwarze Zahlen. Bei dem von der Stadt Bern gemeinsam mit der Gesundheits- und Fürsorgedirektion initiierten Teillohnmodell werden nach Abklärung der Eignung und Leistungsfähigkeit Sozialhilfebeziehende in Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes vermittelt. Zur Umsetzung wurde der Verein jobtimal.ch gegründet. Bei diesem Projekt zahlt der Arbeitgeber einen orts- und branchenüblichen Lohn, welcher der tatsächlich erbrachten Leistung entspricht. Ist der Lohn nicht existenzsichernd, kommt der Sozial­dienst für die entsprechende Differenz auf. Die Projektkosten von rund 230 000 Franken pro Jahr tragen die Stadt Bern und der Kanton.

Eine erste Auswertung hat nun gezeigt, dass jobtimal.ch die Erwerbsfähigkeit und die gesundheitliche Stabilität der Personen fördert. Gleichzeitig entlastet jobtimal.ch sowohl die Sozialhilfe wie auch das Gesundheitssystem. Ab 2016 übernimmt der Kanton die Personalkosten von jobtimal.ch sowie Mietkosten und Sachaufwand in der Höhe von 350’000 Franken.

(Schweizerische Gewerbezeitung, 08.07.2016: Link zum Artikel)

Der Bund «Mit 50  Jahren aus der Sozialhilfe zurück in den Arbeitsmarkt»

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Die Arbeitsvermittlung  Jobtimal der Stadt Bern setzt auf das Teillohnmodell: So sind auch Stellensuchende mit einer Leistungseinschränkung für Arbeitgeber attraktiv.

Nach langer Arbeitslosigkeit hat Urs Jufer (rechts) eine Stelle im Geschäft Vom Fass von Dirk Mewes gefunden. Bild: Valérie Chételat

2012 verlor Urs Jufer wegen der Spätfolgen einer schweren Lungenentzündung seine Stelle als Servicemonteur. Damals war er 47-jährig und hatte gerade eine neue Stelle angetreten. Sein Pech war es, dass die gesundheitlichen Probleme in der Probezeit auftraten und das Unternehmen keinen angeschlagenen Mitarbeiter fest anstellen wollte.

Als Jufer die Krankheit auskuriert hatte, meldete er sich beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) an, doch bald ereilte ihn der nächste Schicksalsschlag. Die Diagnose lautete: Gallenblasenkrebs. Jufer überstand die Behandlung gut. Nach sechs Monaten war er so weit genesen, dass er sich wieder auf Arbeitssuche begeben konnte. Doch obwohl er unzählige Bewerbungen schrieb, fand er keine Stelle. Vom RAV fühlte er sich in seiner Situation zu wenig unterstützt. «Dort muss man letztlich alleine eine Stelle suchen», sagt Jufer. Er wurde aus der Arbeitslosenversicherung ausgesteuert und musste zur Sozialhilfe.

Lohn nach Leistungsfähigkeit

Doch Jufer wollte unbedingt wieder arbeiten. Die Sozialhilfe vermittelte ihn ans Kompetenzzentrum Arbeit (KA) der Stadt Bern, wo er zunächst ein Jahr in der Velostation arbeitete, einem internen Betrieb des KA. Jufer wollte allerdings nicht von der Sozialhilfe abhängig bleiben und wurde an Jobtimal verwiesen, eine Stellenvermittlung für Langzeitarbeitslose des Sozialamts.

Anders als viele Sozialfirmen und Integrationsprogramme sucht Jobtimal Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Es funktioniert nach dem Teillohnmodell: Der Arbeitgeber zahlt einen reduzierten Lohn, der der verminderten Leistungsfähigkeit angepasst ist. Die Sozialhilfe ergänzt das Einkommen, falls das Existenzminium nicht erreicht wird.

Bereits nach drei Monaten klappte es bei Jufer. Im letzten Sommer erhielt er eine feste Anstellung beim Geschäft Vom Fass, das Speiseöle, Essige, Liköre und Spirituosen verkauft. Der heute 51-Jährige ist zuständig für die Lagerbewirtschaftung und das «Mise en place» im Laden, das Auffüllen der Regale. Die Stelle ist für Jufer ideal. Die Tätigkeit erlaubt ihm selbstständiges Arbeiten und ist abwechslungsreich. Dennoch fordert ihm die Arbeit einiges ab.

Das Warenlager befindet sich auf der dem Laden gegenüberliegenden Seite der Gerechtigkeitsgasse in einem tiefen Altstadtkeller. 50- bis 60-mal an einem Arbeitstag steigt er mit vollen Flaschen, leeren Gläsern und anderem Lagermaterial die steilen Stufen hinauf und hinab.

Arbeitgeber nimmt Rücksicht

Jufer hat immer wieder Phasen, in denen er kürzertreten muss. Geschäftsinhaber Dirk Mewes ermöglicht ihm, die Arbeitszeiten seiner gesundheitlichen Verfassung anzupassen. Einzig im Monat Dezember, in dem das Geschäft mit dem Geschenkverkauf einen Viertel seines Jahresumsatzes macht, muss Jufer sein Pensum auf 100 Prozent erhöhen. Für eine absehbare Zeit könne er dies verkraften, sagt er. Urs Jufer hat zurzeit eine Leistungsfähigkeit von 80 Prozent. Das heisst, der Lohn für seine 60-Prozent-Stelle ist um ein Fünftel reduziert.

Franz Reber, der Jobcoach von Urs Jufer, steht in regelmässigem Kontakt mit ihm und überprüft periodisch, ob die vertraglich festgelegten Rahmenbedingungen noch stimmen, etwa die Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers.

Mewes, seit 2014 Inhaber des Vom Fass, sieht sich als Kleinunternehmer in der Verantwortung, «der Gesellschaft etwas zurückzugeben». Deshalb habe er für die Lagerbewirtschaftung jemanden wie Urs Jufer gesucht. Auf Jobtimal wurde er von den städtischen Behörden aufmerksam gemacht. Mit Jufer habe er ein ganz normales Bewerbungsgespräch geführt, sagt Mewes. Vor seiner Anstellung hat Jufer eine Woche geschnuppert. Da er nicht nur im Lager arbeitet, sondern auch im Laden, wollte Mewes wissen, ob sich der künftige Mitarbeiter für den Kundenkontakt eignet.

In der Regel schliesst der Arbeitgeber mit Jobtimal einen Vertrag ab, der spätestens nach zwei Jahren durch ein direktes Arbeitsverhältnis zwischen der Firma und dem vermittelten Arbeitnehmer abgelöst werden muss. Mewes war von seinem neuen Mitarbeiter von Beginn weg so überzeugt, dass er mit Jufer direkt einen Arbeitsvertrag abschloss. Dieser enthält eine Ergänzung, in der die speziellen Bedingungen festgehalten sind.

40 Sozialhilfebezüger fanden Job

Felix Wolffers, Leiter des städtischen Sozialamts, sieht Jobtimal als Vorzeigeprojekt. Getragen wird es gemeinsam von Arbeitgebern, Gewerkschaften und der Stadt Bern. Jobtimal vermittelte bisher 40 Sozialhilfeempfänger in den Arbeitsmarkt. Die Beteiligung der Gewerkschaften ist für Wolffers wichtig, weil diese zunächst befürchteten, dass die Arbeitgeber das Angebot zum Lohndumping nutzen würden.

Diese Bedenken liessen sich aber entkräften, weil alle von Jobtimal vermittelten Arbeitnehmer eine reduzierte Leistungsfähigkeit aufweisen. Der Arbeitgeber muss zwar nicht den marktüblichen Lohn zahlen, nimmt dafür aber in Kauf, dass der Arbeitnehmer nicht voll belastbar ist. Auch wenn die Firmen ein soziales Engagement zeigten, rechne sich das Angebot für sie, sagt Reber.

(Der Bund, 24.03.2016: Link zum Artikel)