WIRTSCHAFT AKTUELL – (26.02.2020, 11:20)
Radio Bern1, 26.02.2020
WIRTSCHAFT AKTUELL – (26.02.2020, 11:20)
Radio Bern1, 26.02.2020
Trotz guter Wirtschaftslage im Kanton Bern finden Sozialhilfebezüger ohne Ausbildung selten einen Job. Einfache Lösungen scheinen nicht in Sicht.
Wie gelingt im Kanton Bern die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen? Neueste Zahlen der zuständigen Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) geben zunächst etwas Anlass zur Hoffnung: Demnach hat letztes Jahr die Anzahl erwerbstätiger Sozialhilfebezüger zugenommen. Als erwerbstätig gelten Personen, die mindestens eine Stunde pro Woche arbeiten und dafür Lohn erhalten. 2018 waren 32,7 Prozent der Personen über 15 Jahre erwerbstätig, Lehrlinge sind nicht eingerechnet. 2017 betrug deren Anteil noch 28,8 Prozent. Das entspricht einer Zunahme von fast 4 Prozent. Sind das womöglich Anzeichen einer Trendwende?
Es sei «grundsätzlich positiv», dass der Anteil der erwerbstätigen Sozialhilfebeziehenden im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sei, schreibt GEF-Sprecher Gundekar Giebel auf Anfrage. Ob die gegenüber dem Vorjahr gestiegene Erwerbsquote einem längerfristigen Trend entspreche, könne im Moment noch nicht gesagt werden, so Giebel.
Sensiblere Öffentlichkeit
Es ist das erklärte Ziel der GEF, die Anzahl Sozialhilfebezüger im Kanton Bern zu senken. Der Kanton Bern liegt heute mit einer Quote von 4,4 knapp rund ein Prozent über dem landesweiten Durchschnitt. Fürsorgedirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) erhoffte sich eine Senkung der Quote durch die Einführung eines neuen Sozialhilfegesetzes. Er und die bürgerliche Mehrheit des Grossen Rates scheiterten damit aber in der Abstimmung im Mai beim Berner Stimmvolk. (Lesen Sie hier mehr über die Abstimmung mit nationaler Strahlkraft.)
Nun haben letztes Jahr auch ohne Kürzungen etwas mehr Sozialhilfebezüger eine Beschäftigung gefunden. Neben der guten Wirtschaftslage macht GEF-Sprecher Giebel für die positive Entwicklung auch die Anstrengungen zur Arbeitsintegration der GEF verantwortlich. Zudem sei die Öffentlichkeit heute mehr auf das Thema sensibilisiert.
Ohne Abschluss wirds hart
In der Stadt Bern teilt man zumindest einen Teil dieser Einschätzung. «Es finden derzeit mehr Sozialhilfebezüger eine Stelle, das ist sicher positiv» sagt Felix Wolffers, Leiter Sozialamt Stadt Bern. Er macht dafür aber hauptsächlich konjunkturelle Gründe verantwortlich. An eine Trendwende bei der Integration von Langzeitarbeitslosen glaubt er nicht, eher vermutet er das Gegenteil. Weil die Arbeitslosenstatistik des Staatssekretariats für Wirtschaft die ausgesteuerten Personen nicht erfasse, ist laut Wolffers bei der Öffentlichkeit ein «viel zu positives Bild» über die Beschäftigungsaussichten von Personen ohne Berufsabschluss entstanden. Um die Unqualifizierten wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen, brauche es grosse Anstrengungen. «Gefragt sind im Arbeitsmarkt vor allem Fachkräfte.» Sozialhilfebezüger gehörten in der Regel nicht dazu.
«Grosse Herausforderung»
Bei der GEF hat man ähnliche Schlüsse gezogen: «Nach wie vor stellen die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt für gering qualifizierte Personen eine grosse Herausforderung dar», schreibt die Behörde. Für diese Personen sei es schwierig, eine Arbeitsstelle zu finden. Hochkonjunktur hin oder her: Letztes Jahr sank im Kanton Bern die Sozialhilfequote gerade einmal um 0,1 Prozent. Immer noch sind rund 45000 Bernerinnen und Berner auf die Unterstützung des Sozialamts angewiesen. Von diesen haben 45 Prozent der über 25-Jährigen lediglich die obligatorische Schule abgeschlossen. Diese «arbeitsmarktfähigen Sozialhilfebeziehenden» möchte die GEF möglichst rasch wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern – keine leichte Aufgabe.
Bern macht einiges
Dabei steht der Kanton Bern bei der Arbeitsintegration noch vergleichsweise gut da. Rund 30 Millionen Franken gibt er jährlich für Integrationsprogramme aus. Der Kanton finanziere ein «sehr gutes Angebot» an Arbeitsintegrationsmassnahmen, bestätigt Wolffers. Dieses Angebot stehe allen Gemeinden zur Verfügung und sei im Vergleich mit anderen Kantonen vorbildlich.
Dazu gehört beispielsweise das Projekt Jobtimal. Es wurde 2013 vom Sozialamt der Stadt Bern initiiert und wird seit Anfang 2016 vom Kanton finanziert. Jobtimal richtet sich an Sozialhilfebezüger mit Leistungseinschränkungen und basiert auf dem Teillohnmodell. Dabei kommen die Arbeitgeber lediglich für die effektiv geleistete Arbeit auf, die Differenz zum Existenzminimum bezahlt der Sozialdienst. Jobtimal wird von Bernhard Emch präsidiert, der in seinem Liftunternehmen selber Sozialhilfebezüger angestellt hat. Arbeitsintegration bezeichnet er als «Herkulesaufgabe». (Lesen Sie hier mehr über die Erfahrungen mit Jobtimal.)
«Heisse Luft»
Und jetzt? «Um die Integrationsquote zu erhöhen, wird der Integrationsprozess derzeit auf mögliches Optimierungspotenzial beleuchtet, und es werden neue Ansätze verfolgt», heisst es bei der GEF. Mehr Vernetzung mit der Wirtschaft, mehr Zusammenarbeit mit Unternehmen und Arbeitgebern, Aufbau einer Kontakt- und Fachstelle – Ideen sind genügend vorhanden. Und auch an Kritik mangelt es nicht. «Die Massnahmen von Schnegg zur Arbeitsmarktintegration sind heisse Luft»,sagt etwa Stéphane Beuchat vom Berufsverband für Soziale Arbeit. Beuchat hegt den Verdacht, dass Schnegg nach der verlorenen Abstimmung nun versucht, auf andere Wege bei der Sozialhilfe zu kürzen.
Unterdessen ist man aber auch bei der GEF der Meinung, dass sich auch die Wirtschaft etwas bewegen muss. «Das stimmt sicher», räumt Liftunternehmer Emch ein. Er sieht vor allem bei Grossbetrieben Potenzial. «Die KMU sind häufig offener und engagierter bei der Arbeitsintegration.» Es mache aber keinen Sinn, einander den Schwarzen Peter zuzuschieben. Erfolgreiche Arbeitsintegration heisse: «Sozialpartner und Behörden müssen gemeinsam an einem Tisch die Herausforderung lösen.»
Darum wird die Sozialhilfe teurer
2018 wurden im Kanton Bern 44936 Personen durch die Sozialhilfe unterstützt – über 1500 Personen weniger als im Vorjahr. Die Sozialhilfequote sank von 4,5 auf 4,4 Prozent. Doch trotz weniger Sozialhilfebezüger stiegen die Kosten im gleichen Zeitraum um 0,6 Prozent auf rund 471 Millionen Franken an. Laut GEF-Sprecher Gundekar Giebel gibt es dafür vielfältige Gründe: So ist die Unterstützungsdauer im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, ebenso der Anteil der Lebenshaltungskosten, der durch die Sozialhilfe finanziert werden muss.
Ein weiterer Grund für die höheren Kosten ist auch, dass der Wiedereinstieg ins Erwerbsleben oftmals über eine Teilzeitanstellung verläuft. Laut Giebel gehen die Leistungen für den Grundbedarf aus der Sozialhilfe zwar zurück, der Anteil der Zusatzleistungen kann aber steigen – etwa durch die Übernahme von Transportkosten oder bei der Fremdbetreuung von Kindern. «Ebenfalls kostensteigernd wirkt sich aus, dass die Gesundheitskosten stetig zunehmen und günstiger Wohnraum rarer wird», sagt Giebel. Wegen der steigenden Kosten will die GEF einzelne Sozialdienste genauer unter die Lupe nehmen. In einem Pilotprojekt werden derzeit sieben Sozialdienste durch externe Prüfer auf Qualität und Effizienz hin untersucht
Der Bund (Andres Marti), 20. Dezember 2019: Link zum Artikel
Im Rahmen des Projekts Jobtimal hat die Stadt bereits fünf Personen mit Beeinträchtigung fest angestellt. Nun wird das Teillohn-Modell weitergeführt.
Die Stadt Bern führt das Teillohn-Modell Jobtimal weiter. Seit 2013 konnten im Rahmen des Projekts fünf Personen mit Leistungseinschränkungen fest in der Stadtverwaltung angestellt werden. Weitere acht Personen arbeiten in Probeverhältnissen.
«Die Personen werden beruflich und sozial integriert und die Sozialhilfekosten sinken», zählt die Berner Stadtregierung die Vorteile von Jobtimal in einer Mitteilung vom Donnerstag auf.
Die Stadt stellt die finanziellen Mittel für die Anstellung bereit, die Personen werden durch den Verein Jobtimal.ch vermittelt. Dieser wurde 2013 von der Stadt Bern zusammen mit Wirtschaftsorganisationen und Gewerkschaften gegründet.
Weil die vermittelten Personen aus gesundheitlichen Gründen nicht die volle Leistung erbringen können, bezahlt der Arbeitgeber lediglich einen der tatsächlichen Leistung entsprechenden Teillohn. Die Beschäftigten absolvieren eine zweijährige Probezeit, danach wird über eine definitive Einstellung oder über den Abbruch des Einsatzes entschieden.
Die finanziellen Mittel stellt der Gemeinderat über einen Sozialstellenpool zur Verfügung. So wird sichergestellt, dass die Anstellungen nicht an fehlenden Budgets der Verwaltungsabteilungen scheitern. Im zu Ende gehenden Jahr unterstützte der Gemeinderat Teillohn-Anstellungen mit 32’000 Franken.
Berner Zeitung (chh, sda), 12. Dezember 2019: Link zum Artikel
Bis zu fünf Prozent der Stellen in der Berner Stadtverwaltung sollen für Personen mit Leistungseinschränkungen und geringer Qualifikation reserviert sein, fordert die FDP. Die Stadt zeigt sich offen.
Vor der Abstimmung über die Teilrevision des Sozialhilfegesetzes waren sich alle einig: Es braucht mehr Stellen für Sozialhilfebezüger mit besonderen Bedürfnissen, damit diese wieder auf eigenen Beinen stehen können. Der Kanton hat dafür eigens eine Arbeitsgruppe mit der Wirtschaft eingesetzt, die aber keine handfesten Ergebnisse vorlegen konnte. Nun fordert die Stadtberner FDP in einem Positionspapier, dass bis zu fünf Prozent der Stellen in der Stadtverwaltung für solche Menschen reserviert sein sollen. «Die Stadt soll mit gutem Beispiel vorangehen», sagt Fraktionschef Bernhard Eicher.
Bei einem Etat von über 3000 Vollzeitstellen gebe es sicher die eine oder andere Aufgabe, die von solchen Arbeitnehmenden übernommen werden könnte. Eicher denkt dabei nicht allein an körperliche Arbeiten, sondern auch an «routinemässige Aufgaben» im Büro. «Die Stadt kann bei den Unternehmen nicht nur als Bittsteller auftreten», sagt der Politiker.
Teuscher will «Charta»
Bei der Sozialdirektion von Franziska Teuscher (GB) stösst er auf offene Ohren. Teuscher schlägt aber die Erstellung einer «Charta Arbeitsintegration Bern» vor. Darin sollen sich Stadtverwaltung, Unternehmen und «hoffentlich auch die Kantons- und Bundesverwaltung» gegenseitig zu Quoten verpflichten, die sie in einem bestimmten Zeitraum erreichen wollen, sagt Teuscher. Die Stadt selber sei bei der Anstellung von Personen aus der Sozialhilfe bereits heute «überdurchschnittlich engagiert».
Von den 188’000 Arbeitsplätzen in der Stadt Bern entfallen rund 4300 auf die Stadtverwaltung. Soll hier die geforderte 5-Prozent-Quote erreicht werden, müssten demnach 215 Personen mit besonderen Bedürfnissen angestellt sein. Wie viele tatsächlich in der Verwaltung arbeiten, ist unbekannt. Denn diese Stellen würden «aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes» nicht systematisch erfasst, sagt die Sozialdirektorin.
Teuscher weist darauf hin, dass das städtische Kompetenzzentrum Arbeit Personen aus der Sozialhilfe an mehr als 300 Partnerbetriebe im ersten Arbeitsmarkt weitervermittle. Zudem arbeite ein Sechstel der durch das Teillohnprojekt Jobtimal in den Arbeitsmarkt vermittelten Personen in der Stadtverwaltung. Das Projekt Jobtimal wurde 2013 von der Stadt lanciert und wird seit drei Jahren vom Kanton finanziert. Dabei bezahlen die Arbeitgeber eine Person mit besonderen Bedürfnissen nur für die effektiv geleistete Arbeit. Die Differenz zum Existenzminimum wird vom Sozialdienst übernommen.
Gewinnbringende Einsätze
Alle Projekte zur Arbeitsintegration haben aber mit demselben Problem zu kämpfen: Es gibt viel zu wenig Stellen für Personen mit Leistungseinschränkungen und für beruflich unqualifizierte Personen. «Dieses Problem kann die Stadt allein nicht lösen», sagt Teuscher.
In dieser Beziehung hat etwa das Teillohnprojekt Jobtimal Vorteile. So weist Präsident Bernhard Emch darauf hin, dass bei Jobtimal die Einsparungen bei der Sozialhilfe die Investitionen übersteigen würden. Zudem könnten Fachkräfte durch den Einsatz von Personen in der Arbeitsintegration freigespielt werden. «Ein Gärtnermeister etwa kann sich auf seine Fachaufgabe konzentrieren, wenn andere für ihn das Jäten übernehmen», sagt Emch.
Der Bund (Bernhard Ott), 8. September 2019: Link zum Artikel
Tausende Sozialhilfebezüger überbrücken im Kanton Bern ihre Arbeitslosigkeit mit Beschäftigungsprogrammen. Bedarf gibt es vor allem bei niederschwelligen Angeboten.
Wasser spült die groben Körner weg, zurück bleibt eine glatte, einwandfreie Glasfläche. Manfred Rominger blickt zufrieden, «man muss genau und gründlich sein», sagt er und greift zum nächsten Glas. Dutzende Kilogramm Altglas kommen in der Glasdesign-Werkstatt im Berner Felsenauquartier jeden Tag unter den Glasschneider, die Schleifmaschine, den Dekorierstift. Upcycling (Aufwertung) heisst das Zauberwort. Aus Bierflaschen entstehen Trinkgläser, aus zackigen Bruchstellen weiche Ränder. Doch Leute wie Rominger sind nicht auf der Arbeit. Sie beziehen Sozialhilfe, werden beschäftigt, soziale Integration (SI) sagt der Behördensprech. Schleifen für den Hausgebrauch – geschliffen für den Arbeitsmarkt? Ganz so einfach ist es nicht.
Wer Sozialhilfe bezieht, ist meistens auf der Suche nach dem Weg zurück in die Spur. Im Kanton Bern bietet die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) dabei Hilfe in Form von Beschäftigungs- und Integrationsangeboten in der Sozialhilfe (Bias). Sie sind regional sehr verschieden und zugeschnitten auf die diversen Ansprüche. So sind von jenen, die so unterstützt werden, die wenigsten komplett arbeitsunfähig, aber für den freien Arbeitsmarkt kommt wiederum eine Mehrheit nicht mehr infrage. Menschen um die 50, die in einem schwierigen Lebensabschnitt ihre Anstellung verloren haben und seither um den Anschluss kämpfen – das ist die prototypische Biografie der Mitarbeitenden in der Felsenau. Sie sind froh, dürfen sie herkommen, und manchmal sind sie auch froh, müssen sie nicht.
Immer mit Anschluss
«Fast alle Leute arbeiten gerne, auch Sozialhilfebezüger», sagt Christian Holdener vom Berner Kompetenzzentrum Arbeit (KA). Das KA koordiniert die Bias-Angebote für den Perimeter Bern. Orte wie die Glasdesign-Werkstatt gibt es viele, aus eigenen Angeboten der Direktion für Bildung, Soziales und Sport oder aus einem der über 300 Partnerbetriebe. Fast 800 Sozialhilfebezüger haben im vergangenen Jahr im Perimeter Bern eines dieser Angebote in Anspruch genommen. Bias-Angebote sind zahlreich und breit angelegt, in ihrer Komplexität aber nicht ganz einfach zu durchschauen. Der Kanton ist in acht Perimeter aufgeteilt, in denen wiederum ein strategischer Partner das Bias-Angebot koordiniert.
Doch das richtige Programm zu finden, ist für einen Arbeitslosen schwierig, auch auf dem unterstützten, dem zweiten Arbeitsmarkt. «Wichtig ist, dass es genügend niederschwellige Angebote gibt», sagt Daniel Egger, der mit der Glasdesign-Werkstatt ein solches verantwortet. Hier beginnt das Stufenmodell. Es treffen sich Leute, die die Leiter hinuntergeklettert sind, die für den Arbeitsmarkt vorerst nicht mehr infrage kommen. Natürlich erhoffen sie sich, dass sie dereinst wieder den Weg nach oben finden. Oben, dort wartet die berufliche Integration (BI), wo mit Praktikumsplätzen und Angeboten im Teillohnmodell (siehe Kasten) der Wiederanschluss an den ersten Arbeitsmarkt ermöglicht wird. Dazu kommen kommunale Integrationsangebote (KIA), die der Kanton mitfinanziert, die aber von den Gemeinden gestaltet werden. Wie wichtig diese Durchlässigkeit ist, wird auch beim Kanton hervorgehoben. «Es muss auf alle Angebote hin ein Anschlussangebot geben, auch bei der sozialen Integration», heisst es da.
Status quo ist nicht schlecht
In der Felsenau hat Manfred Rominger fertig geschliffen, er sortiert jetzt Gläser, die im fabrikeigenen Laden verkauft werden. Seit Januar ist er da, schon drei Monate, damit bewegt er sich im Durchschnitt. Andere kämen schon länger hierher, sagt Betriebsleiter Egger. Zwei, vier, gar sechs Jahre. Das Ziel sei, die Leute im Stufenmodell nach oben zu begleiten. «Einsätze im ersten Arbeitsmarkt haben Priorität, die Stellensuchenden wechseln dann oft innert Stunden den Betrieb», sagt Egger. «Und wer positiv auffällt, den schicken wir so schnell wie möglich weiter.»
Das Angebot im Beschäftigungswesen ist breit, der Status quo nicht so schlecht. Deswegen steht Holdener vom Berner KA der Revision kritisch gegenüber. «Ich habe Mühe mit dem Generalverdacht, unter dem dann alle stehen.» Und er sagt: «Dass man im SI-Bereich alle in den ersten Arbeitsmarkt integrieren kann, ist eine Illusion.» Es gebe viele, die würden bleiben. Diese Plätze müssten vorhanden und bezahlt sein. «Und die Arbeit sollte sich auch im zweiten Arbeitsmarkt finanziell lohnen.»
Fünf Millionen Franken hat die GEF gemäss eigenen Angaben für Investitionen beiseitegelegt. Gemäss Regierungsrat Pierre Alain Schnegg (SVP) wollte man ursprünglich die Hälfte des Betrags reinvestieren, der eingespart wird, falls bei der Abstimmung am 19. Mai zur Revision des Sozialhilfegesetzes die Vorlage des Grossen Rates angenommen wird. Mittlerweile ist die GEF aber davon abgerückt, offenbar will man fix zehn Millionen Franken sparen – und nur wenn der eingesparte Betrag höher ausfällt, davon etwas wieder für Beschäftigungsprogramme einsetzen. Und aktuell? Ist das Angebot ausreichend? «Es gibt viel, aber sicher nicht genug», sagt Thomas Michel, Co-Präsident der Berner Konferenz für Sozialhilfe. Und es sei auch nicht klar, wovon es mehr braucht – jeder sehe «nur seine Palette». Ein Nachteil im grossen Kanton Bern: Das breite, verästelte Angebot ist wegen der diversen finanziellen Zuständigkeiten schlecht koordiniert. «Und die kantonalen Regeln sind zu starr, die politischen Ziele unrealistisch», sagt Michel.
Manfred Rominger macht sich darüber keine Gedanken. Früher war er Maurer, dann Chauffeur. Heute ist er arbeitslos und kommt gerne in die Felsenau. Warum? «Weil meine Arbeit geschätzt wird.»
Zu den erfolgreicheren Modellen in der Arbeitsintegration zählen die Einarbeitungszuschüsse (EAZ). Hier übernimmt das KA während einer sechsmonatigen Einarbeitungsphase 40 Prozent des Bruttolohns. Die Erfolgsquote liegt bei vergleichsweise hohen 71 Prozent. Ähnlich aufgebaut sind andere Teillohnmodelle wie etwa jenes der Plattform Jobtimal.ch. Das Projekt vermittelt nur teilweise arbeitsfähige Kandidaten an Unternehmen, die bereit sind, jemanden im Teillohnverhältnis anzustellen. Die Arbeitgeber zahlen den branchenüblichen Lohn, abgestuft nach Leistungsfähigkeit. Eine zu 60 Prozent arbeitsfähige Person erscheint dann zu 100 Prozent beim Arbeitgeber, dieser bezahlt 60 Prozent des Gehalts, der restliche Teil des Lebensunterhalts wird weiterhin durch die Sozialhilfe bestritten.
Profit verhindern
Jobtimal.ch ist ein nicht gewinnorientierter Vermittler, der von den Sozialpartnern, Behörden und Betrieben getragen wird, wie Christoph Erb, Leiter von Berner KMU und Beirat von Jobtimal.ch, erklärt. «Nicht nur die Sozialhilfe wird entlastet, auch haben die Arbeitgeber weniger sozialbürokratische Schreibarbeit, vor der sie oft zurückschrecken und deswegen von einem sozialen Angebot absehen.» Der Organisation kommt auch die Funktion eines Überwachers zu. Es gilt zu verhindern, dass ein Unternehmen allein übertrieben viele solcher Teillohnkräfte rekrutiert. Billige Arbeitskräfte mit einer guten Marge – das ist nicht das Ziel des Modells.
Der Bund (Moritz Marthaler), 20. April 2019: Link zum Artikel
Am 19. Mai stimmt der Kanton Bern darüber ab, ob der Grundbedarf der Sozialhilfebezüger gekürzt wird. Das soll sie animieren,in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Eine zentrale Frage ist: Gibt es in der Berner Wirtschaft die dafür nötigen Stellen überhaupt?
Mehrmals im Tag durchquert Safet Crnovrsanin (53) mit seinem Handwagen die Montagehalle der Aufzugsfirma Emch in Bern-Bümpliz. Obwohl ein schwerer Arbeitsunfall die Berufslaufbahn des gebürtigen Bosniers 2009 brutal stoppte, rollt er nun Bauteile und Werkzeug zurück ins Lager.
Operationen und Rehas warfen ihn zurück. «Ich wollte so schnell wie möglich wieder arbeiten», erzählt er. Schwere Gewichte heben und lange sitzen kann er seit seinem Unfall nicht mehr. Aber er kann sich mit einem Handwagen bewegen. Crnovrsanin ist heute wieder eine richtige Arbeitskraft. Stolz präsentiert er auf der Firmenkleidung seinen konsonantenreichen Namen.
Eine Erfolgsgeschichte
Wie Safet Crnovrsanin zurück in die Arbeitswelt fand, das ist eine Erfolgsgeschichte. Als er arbeitsunfähig war, geriet seine vierköpfige Familie in die Abbhängigkeit der Sozialhilfe. Aber der Wille des Schlossers, der seit 1989 in der Schweiz lebt, blieb ungebrochen.
2013 fand der Berner Arbeitsvermittlungs-Verein Jobtimal für ihn eine Teillohnanstellung als Lager- und Logistikmitarbeiter bei Emch. Das funktioniert so, dass das Unternehmen einen Lohnanteil im Umfang der Leistungsfähigkeit des Angestellten bezahlt, den Rest übernimmt weiterhin die Sozialhilfe.
Als Crnosvrsanin bei Emch begann, lag seine Leistungsfähigkeit bei 60 Prozent. Mittlerweile hat er sie auf 80 Prozent gesteigert. 80 Prozent beträgt nun auch sein Anstellungsgrad. «Ich brauche keine Sozialhilfe mehr», sagt er mit einem scheuen Lächeln. Sein Lohn übersteigt nun die Sozialhilfe, die vorher seine ganze Familie bezog.
Umstrittene Rechnung
Bei der Abstimmung vom 19. Mai über die Revision des Sozialhilfegesetzes geht es auch um die Hoffnung auf Erfolgsgeschichten wie die von Safet Crnovrsanin. Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) und die bürgerliche Mehrheit im Grossen Rat wollen den Grundbedarf bei der Sozialhilfe um 8 bis 30 Prozent senken. Gleichzeitig werden Anreize erhöht, um mehr Sozialhilfeempfänger in den Arbeitsmarkt zurückzuführen.
Dass diese Rechnung aufgeht, bezweifeln die linken Gegner, die gegen die Revision einen Volksvorschlag eingebracht haben. Sie warnen, die Gesetzesrevision sei ein Sparvorhaben, das die Sozialhilfeempfänger tiefer in die Armut treibe. Das Problem sei nicht der fehlende Druck, sondern nicht zuletzt ein Mangel an Jobs.
Von den rund 30000 Sozialhilfeempfängern im arbeitsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren seien rund 10000 auf Stellensuche, rechnet Felix Wolffers vor. Er ist Leiter des Sozialamts der Stadt Bern, Vizepräsident des Vereins Jobtimal und bald abtretender Ko-Präsident der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (Skos). Für ihn ist klar: «Dass so viele Sozialhilfeempfänger in den Arbeitsmarkt integriert werden können, halte ich für ausgeschlossen.»
Christoph Schaltegger, Ökonomieprofessor an der Universität Luzern, findet hingegen, der Kanton Bern sei auf dem richtigen Weg. Der relativ hohe Grundbedarf der Sozialhilfe halte die Betroffenen vom Arbeitsmarkt fern und schaffe in der Wirtschaft keinen Anreiz, Niedriglohnjobs zu schaffen, erklärte er letzte Woche im «Bund». Eine Senkung des Grundbedarfs sowie gezielte Integrationsanreize würden Sozialhilfebezüger motivieren, auf Arbeit statt Abhängigkeit zu setzen.
Kann man mit der Revision des Sozialhilfegesetzes wirklich mehr Sozialhilfeempfänger in den Arbeitsmarkt zurückführen? Das ist eine zentrale Frage am 19. Mai. Richtig beantworten kann sie niemand, schon deshalb, weil weder die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) noch die Arbeitgeberverbände beziffern können, wie viele niederschwellige Jobs die Berner Wirtschaft heute oder in Zukunft anbieten kann.
«Eine Herkulesarbeit»
Klar ist: Nötig wären Hunderte von Erfolgsgeschichten wie die von Safet Crnovrsanin. Und es braucht Unternehmer wie Bernhard Emch, die sie möglich machen. Der Chef des Aufzugsunternehmens ist ein Vorzeigepatron mit sozialer Ader. «Unser Unternehmen ist ein Familienbetrieb, der auch seine Angestellten als eine Art Familie sieht», erklärt Emch. Er engagiert sich mit seinem Unternehmen jedes Jahr für die Arbeitsintegration von Sozialhilfeempfängern. Für jeden suche man eine individuelle Integrationslösung.
«Das funktioniert nur, wenn man den Angestellten offen kommuniziert, dass ein Kollege nicht voll leistungsfähig ist, mehr Pausen braucht, aber auch weniger verdient», sagt Emch. Die Mitarbeiter seien dann aber stolz, wenn sie den handicapierten Kollegen unterstützen könnten.
Emchs Firma hat auf dem Arbeitsmarkt ein soziales Image. «Das führt aber auch dazu, dass wir viele Anfragen nach niederschwelligen Jobs bekommen und andere Unternehmen auf uns verweisen», erläutert Emch. Der engagierte Unternehmer präsidiert den 2012 gegründeten Arbeitsvermittlungsverein Jobtimal.
Am Anfang seien die Widerstände gross gewesen, erzählt er. Bei den Firmen spürte er eine Hemmschwelle, weil sie fürchteten, bei einem Scheitern den angestellten Sozialhilfeempfänger nicht mehr loszuwerden. Und mit den Gewerkschaften habe man zäh verhandelt, bis sie es zuliessen, mit Teillöhnen die Mindestlöhne zu unterschreiten.
Sozialhilfeempfänger sind meist seit Jahren von der Arbeitswelt abgehängt, viele von ihnen sind aus gesundheitlichen Gründen in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Für sie Jobs zu finden, bleibt eine «Herkulesarbeit», sagt Emch. Der Verein Jobtimal gelte zwar mittlerweile als Erfolgs- und Vorzeigeprojekt, freut sich Vizepräsident Felix Wolffers, trotz breiter Abstützung in Politik und Wirtschaft und professioneller Strukturen habe man im letzten Jahr aber nicht mehr als 27 Personen erfolgreich vermittelt.
Firmen suchen Fachkräfte
Auch Christoph Erb engagiert sich als Beirat bei Jobtimal. Der Direktor des Gewerbeverbands Berner KMU weist aber darauf hin, dass gewisse Sozialhilfeempfänger aus gesundheitlichen Gründen nicht aus ihrem Teillohnstatus herausfinden. Erb macht aus seiner Skepsis keinen Hehl: «Ich kann nicht vorbehaltlos bestätigen, dass die Wirtschaft bereit und in der Lage ist, eine grössere Zahl von Sozialhilfeempfängern aufzunehmen.»
Überhaupt seien heute flexible, einsatzfreudige und teamfähige Fachkräfte gesucht. Die Automatisierung und Roboterisierung schreite gerade im Bereich der Hilfsjobs für Unqualifizierte voran. Kurz: Ausgerechnet diejenigen Jobs, die für Sozialhilfebezüger in Frage kommen, werden immer weniger.
Sein KMU-Verband votiere einstimmig für die von der Grossratsmehrheit vorgeschlagene Senkung der Sozialhilfe, betont Erb. Der Slogan «Arbeit soll sich lohnen» leuchte gerade auf dem Land vielen KMU ein. Das bedeute aber nicht, dass die Berner KMU «an vorderster Front aktiv» seien. «Die Integration in die Arbeitswelt kann nicht von den Unternehmen lanciert und finanziert werden, das ist eine Aufgabe des Staats, die gezielte Fördermassnahmen erfordert», sagt Erb.
«Es gibt ein Potenzial»
«Ich gebe Christoph Erb mit seiner Sorge um Fachkräfte zu 80 Prozent Recht», sagt Bernhard Emch. In vielen Firmen gebe es niederschwellige Arbeit, wie etwa den Gebäudeunterhalt und Reparaturen, deren Auslagerung oder Automatisierung sich nicht immer lohne. Stelle man niedrig qualifizierte Leute ein, könne man Fachkräfte aus den Hilfsarbeiten freispielen.
Emch ist überzeugt: «Es gibt ein Potenzial für niederschwellige Jobs.» Ein Beleg dafür sei, dass in der Schweiz Arbeitskräfte aus dem Ausland Hilfsarbeiten zu Dumpinglöhnen erledigten. Solche Jobs könnte man auch Sozialhilfeempfängern anbieten.
Auch Emch befürwortet die Senkung der Sozialhilfe – «mit etwas Zurückhaltung», wie er sagt. Er hofft, dass der finanzielle Druck die Arbeitsintegration antreibt. «Es kann funktionieren. Und wenn wir es nicht wagen, erfahren wir nicht, ob es klappt», sagt er.
Die Arbeitsintegration erfordere aber viel Zeit und eine Reduktion der Regulierungsdichte im Arbeitsmarkt. Emch räumt ein, dass am 19. Mai «eine schwierige Abstimmung» anstehe. «Sollte mehr Armut der Preis einer Senkung des Grundbedarfs sein, dann müssten wir das umgehend korrigieren», findet er.
Grosser Andrang
Für ein Gelingen des Experiments könnte ein Befund des Bundesamts für Statistik sprechen: Im Kanton Bern gibt es besonders viele Arbeitsplätze im niederschwelligen Bereich. In der Gastronomie, in der Landwirtschaft, im Baugewerbe, in der Reinigung und der Pflege. «Genau in diesem Tieflohnbereich liegt aber die Arbeitslosigkeit schon heute real bei 11 Prozent, es ist deshalb gerade für Langzeitarbeitslose schwierig, wieder eine Anstellung zu finden», sagt Skos-Ko-Präsident Felix Wolffers.
Franz Reber weiss aus Erfahrung, dass der Andrang und die Konkurrenz auf niederschwellige Jobs besonders gross ist. Er ist im Kompetenzzentrum Arbeit der Stadt Bern Geschäftsführer des Vereins Jobtimal. Selbst Sozialhilfeempfänger mit einem kaufmännischen Abschluss seien schwer zu vermitteln, weil durch die Rationalisierung in der Administration die Stellen rarer würden, sagt er.
«Von den 86’000 Unternehmen im Kanton sind bei der Arbeitsintegration viele engagiert, aber es ist unklar, wie viele», sagt Reber. Seine Vermittlungsarbeit wäre leichter, wenn er eine Übersicht über verfügbare Jobs hätte. Auch ohne Abstimmung vom 19. Mai ist eine digitale Stellenplattform dringend nötig für eine erfolgreiche Arbeitsintegration.
Sie gehört auch zu den Forderungen der Arbeitsgruppe, deren Vertreter aus Wirtschaft und Verbänden bis im letzten Juli unter der Ägide der GEF diskutierten. Noch ist es laut GEF-Sprecher Gundekar Giebel nicht so weit. «Eine digitale Vermittlungsplattform wird mit hoher Priorität vorangetrieben und soll 2020 umgesetzt werden», versichert er.
Jobs wichtiger als Anreize
Firmen und Jobvermittlungsprofis sind unsicher betreffend Erfolgsaussichten der Arbeitsintegration. In einem aber sind sich Jobcoach Reber wie auch Unternehmer Emch einig: Höhere Zuschüsse für Integrationsbemühungen sind nicht matchentscheidend. «Bei der Vermittlung erlebe ich, dass alle Leute unbedingt arbeiten wollen, nur eine verschwindend kleine Minderheit will das System der Sozialhilfe ausnützen», sagt Reber. Es braucht also nicht mehr Anreize, sondern mehr Jobs.
Berner Zeitung (Stefan von Bergen), 2. Mai 2019: Link zum Artikel
So individuell wie seine Aufzüge sind beim Liftbauer Emch die Personallösungen: Patron Bernhard Emch beschäftigt auch zwei Mitarbeiter, die nicht 100 Prozent leisten.
«Ich habe hier meinen Traumjob gefunden», stellt Safet Crnovrsanin klar. Seit Juli ist der 50-Jährige beim Liftbauer Emch im bernischen Bümpliz fest angestellt, erledigt im Lager Verpackungsarbeiten, bereitet Material für die Baustellen vor, übernimmt Montageaufträge. Dass er überhaupt wieder einmal arbeiten und einen festen Tagesablauf haben würde, konnte sich der Mann aus Bosnien lange Zeit nicht vorstellen. Nach einem Berufsunfall vor sechs Jahren war er nämlich erst mal arbeitsunfähig – der Beginn einer Abwärtsspirale, die auf dem Sozialamt endete. Dabei hatte Crnovrsanin den Glauben an sich selbst verloren. Dass CEO Bernhard Emch an ihn glaubte, ist kein Zufall: «Schon über meinen Vater sagten die Leute, er wäre besser Pfarrer geworden statt Patron», sagt der Chef der Firma Emch halb im Scherz. Sein Engagement allerdings nimmt er sehr ernst: «Wenn man etwas gibt, bekommt man auch etwas zurück.» So baut Emch nicht nur Lifte in vierter Generation, er ist auch Präsident des Berner Vereins «Jobtimal». Über diesen ist Safet Crnovrsanin auch zur Firma Emch gekommen. «Es gewinnen drei Seiten», erklärt
der CEO das Teillohnmodell des Vereins: «Die Unternehmung, die arbeitslosen Menschen und der Steuerzahler.» Crnovrsanin verdient entsprechend seiner Leistungsfähigkeit – am Anfang betrug diese 60 Prozent, womit er auch 60 Prozent des üblichen Lohns verdiente. Die restlichen 40 Prozent bezahlte das Sozialamt. Insgesamt erhielt Crnovrsanin mehr als ohne Arbeit. Und das Amt musste weniger zahlen als zuvor. «Es kann sehr gut sein, dass eine Person plötzlich wieder 100 Prozent leistet», versichert Emch. Um das zu erreichen und eine Person erfolgreich zu integrieren, müssen die Voraussetzungen bei einem Arbeitgeber aber stimmen: «Ein Unternehmen muss von der guten Sache überzeugt sein», stellt Emch klar. Arbeitgeber, die einfach Kosten einsparen wollten, seien nicht die richtigen Partner – zumal auf sie, besonders am Anfang, Mehraufwand zukommt. «Es braucht Betreuung », erklärt Emch. Alles in allem lohnt sich die Zusammenarbeit mit «Jobtimal» für ein Unternehmen aber durchaus auch finanziell. «Die Leute sind so motiviert, dass sich das positiv auf die anderen Mitarbeiter und damit auf den Unternehmenserfolg auswirkt.» Aber: «Die direkten Vorgesetzten müssen von Anfang an mit ins Boot geholt werden», betont Emch. Es gelte, transparent zu kommunizieren, Vorurteile gar nicht erst aufkommen zu lassen. Bei Emch ist dies gelungen: «Ich habe nie ein Vorurteil gespürt», sagt Kevin Zurflüh. Der 28-Jährige geht wegen einer Kinderlähmung an Krücken und hat eine IV-Anlehre als Logistiker gemacht, bevor er fest angestellt wurde. Mittlerweile gehört er seit zehn Jahren zum festen Stab des Liftbauers – ein Glücksfall für den CEO. «Es gibt keine Hürde, die dieser Mann nicht nimmt.»
«Jobtimale» Leute finden
Passende Mitarbeiter sind schwierig zu finden, besonders für einfachere Arbeiten – diese Erfahrung macht Bernhard Emch, CEO des gleichnamigen Liftbauers in Bern. «Dabei gibt es diese
Leute», ist Emch überzeugt, «etwa bei den Langzeitarbeitslosen, die arbeiten wollen.» Genau solche geht der Verein «Jobtimal» in der Stadt Bern mit einem Teillohnmodell an. Ein Vorteil für Unternehmen: Sie können Mitarbeiter für eine gewisse Zeit zur Probe anstellen, bevor sie diese fix übernehmen.
Swissmem Network, April 2015: Link zum Artikel
Oft fallen Langzeitarbeitslose aus dem sozialen Netz – und damit noch tiefer in Isolation und Depression. Das Integrationsprojekt Jobtimal nimmt sich dieser Menschen an: Dank einer einzigartigen Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Sozialamt und Gewerkschaften haben Betroffene wieder eine Lebensperspektive.
Lilly Saroun: «Die Arbeit ist die beste Therapie»
Es war furchtbar», sagt Lilly Saroun (49). «Drei Jahre lang war ich arbeitslos. Ich bin ein lebensfroher Mensch, aber irgendwann wusste ich nicht mehr, wie mein Leben weitergehen soll.» Dennoch hat sie nie aufgegeben. «Die Arbeit ist mein Herz und meine Seele», sagt sie.
Sie erzählt, wie sie vor knapp zwei Jahren im alteingesessenen Berner Café Eichenberger endlich wieder eine Stelle gefunden hat – nachdem sie aus dem Arbeitsalltag katapultiert worden und auf dem Sozialamt gelandet war. Ein Bandscheibenvorfall und Abnützungserscheinungen im Rücken. «Wer stellt schon jemanden ein, der nicht viel tragen darf und oft unter Schmerzen leidet?» Sie habe versucht, Jobs zu finden – chancenlos. Beschwerden bedeuten ein zu grosses Risiko für Arbeitgeber.
Mehr Selbstsicherheit, mehr Stabilität
Der Sozialdienst meldete die Bernerin bei Jobtimal an. Der Verein sucht für Sozialhilfebezüger mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung eine passende Stelle im regulären Arbeitsmarkt . «Wer schon lange nicht mehr im Arbeitsprozess ist, hat kaum noch Chancen, wieder eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt zu finden», sagt Bernhard Emch (44), Unternehmer und Präsident des Vereins Jobtimal.
Da die Betroffenen vermindert einsatzfähig sind, wird mit dem Arbeitgeber ein Teillohn ausgehandelt, der der möglichen Leistungsfähigkeit entspricht. Als Basis dient ein orts- und branchenübliches Grundsalär. «Kann jemand nur 50 Prozent Leistung erbringen, erhält er einen entsprechenden Lohn», sagt Emch. Nur so sei
es möglich, Betriebe im freien Markt zur Kooperation zu bewegen. «Viele Unternehmer sind skeptisch, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben oder sich Ausfälle gleich nach der Einarbeitung nicht leisten können.» Beträgt der Lohn weniger als das Existenzminimum, trägt das Sozialamt die Differenz. In den meisten Fällen verbessert sich die Leistung während der Anstellung. Die Arbeitnehmer gewinnen Mut und Vertrauen in ihre Fähigkeiten, werden selbstsicherer und auch psychisch stabiler.
Lilly Saroun war zu Beginn 80 Prozent leistungsfähig – und nach zwei Monaten wieder voll einsatzfähig. «Die Arbeit ist die beste Therapie gegen meine Schmerzen. Endlich habe ich wieder ein Leben: Ich werde gebraucht.» In der Anfangszeit war sie bei Jobtimal angestellt; der Verein hat sie an Eichenberger «ausgeliehen». Das ist das übliche Vorgehen: Arbeitgeber haben so genug Zeit, um festzustellen, ob es mit der Anstellung klappt. Ausserdem verringert sich dadurch der administrative Aufwand.
Heute ist Lilly Saroun direkt angestellt und braucht keine Begleitung von Jobtimal mehr. Zwar kann sie wegen ihres Rückens nur halbtags arbeiten, aber das Tearoom bleibt ein idealer Arbeitsort: Sie muss keine schweren Teller oder Tabletts voller Bier tragen, sondern vor allem Kaffee, Tee und Patisserie. Auch ihr Chef, Geschäftsführer Daniel Eichenberger (41), freut sich: «Sie ist ein Glücksfall für uns», sagt «Man muss sie eher bremsen – und schauen, dass sie nicht zu viel arbeitet.»
Patric Pfenninger: «Ich erhalte Bestätigung und Dankbarkeit»
Der Respekt war gross, als Patric Pfenninger (42) sich in der Kanzlei Bratschi zum Vorstellungsgespräch meldete. «Ich dachte: eine Anwaltskanzlei – was für eine Herausforderung!» Das war vor rund drei Jahren. Ulrich Keusen (50), Anwalt und Teilhaber der Kanzlei Bratschi in Bern, erinnert sich: «Von Bernhard Emch habe ich von Jobtimal erfahren. Ich war neugierig, wie das Projekt funktioniert, und sagte, man solle sich mal bei mir melden.»
Jobtimal-Coach Franz Reber nahm Kontakt mit dem Anwalt auf. Der Zeitpunkt passte: In der Kanzlei, die zu den grössten Anwaltsbüros der Hauptstadt zählt, wurde gerade die Stelle des Allrounders frei. Ein Teilzeitjob ohne grosse körperliche Belastung, der aber verantwortungsvoll ausgeführt werden muss. Und Rebers Klient Patric Pfenninger schien der richtige Mann dafür zu sein.
Reintegration nach einem Burn-out
Vor rund zehn Jahren hatte Patric Pfenninger ein Burn-out. Lange war er psychisch und physisch angeschlagen, verzweifelt gar: «Ich glaubte nicht mehr an mich und schrieb mich ab.» Dennoch wollte er wieder arbeiten. Er nahm an verschiedenen Integrationsprogrammen teil, führte Hunde aus, arbeitete als Hauswart, leistete Chauffeurdienste und kochte freiwillig in Blaukreuz-Lagern. Das Ziel war aber, wieder im ersten Arbeitsmarkt integriert zu sein.
Heute hat sich der gelernte Koch gut in der Kanzlei eingelebt und erledigt gewissenhaft seinen Job. Im weissen Hemd serviert er gekonnt Kaffee. Jeden Morgen holt er die Post, um sie zu sortieren und in den vier Stockwerken zu verteilen; er kümmert sich um die Kaffeemaschinen, erledigt Materialbestellungen und macht Botengänge. «Ich erhalte Bestätigung, schöne Rückmeldungen und viel Dankbarkeit», sagt er.
atric Pfenninger hat mittlerweile einen Vertrag erhalten. In den ersten eineinhalb Jahren wurde er von Coach Franz Reber betreut, denn Jobtimal gewährleistet während der ersten 24 Anstellungsmonate die Begleitung des Arbeitnehmers. In dieser Phase wurden Standortgespräche mit dem Arbeitgeber durchgeführt, alle zwei bis drei Monate sass man zusammen. «Wir besprachen, wie es mit der Arbeit läuft und welche Aufgaben zumutbar sind», sagt Ulrich Keusen.
Warum hat der Wirtschaftsanwalt den Aufwand auf sich genommen? «Weil ich es richtig finde und glaube, dass immer etwas zurückkommt», sagt Ulrich Keusen. Es ist für ihn selbstverständlich, dass man sich auch für Dinge engagiert, die ausserhalb des Leistungssystems ihren Wert haben. «Es braucht einen Wandel in unseren Köpfen», meint er.
Remzi Rexhepi: «Ein anderer Mensch»
Stolz zeigt Remzi Rexhepi (52) seinen Arbeitsbereich im Untergeschoss der Firma Keller Treppenbau in Schönbühl BE. In deckenhohen Gestellen lagern Kistchen mit allen Arten von Schrauben, Muttern und Beschlägen, fein säuberlich sortiert. Daneben lagern grössere Maschinen und Geräte. Remzi Rexhepi ist zuständig für die Ordnung im Lager, die Herausgabe von Montagematerial, und in der Werkstatt führt er kleinere Schlosserarbeiten aus.
Der gebürtige Kosovo-Albaner, der sich vor über zwei Jahrzehnten in der Schweiz niedergelassen hat und mit seiner Familie in Schönbühl wohnt, leidet an den Spätfolgen eines Unfalls: Als junger Mann fiel er beim Dachdecken von der Leiter. Seine Hüften sind so beschädigt, dass er nicht mehr lange stehen oder sitzen, nichts Schweres heben und die linke Hand nur sehr begrenzt gebrauchen kann. Trotzdem geht er täglich zur Arbeit. Um sieben Uhr morgens fängt er an.
Remzi Rexhepi kann 50 Prozent Leistung erbringen. Sein Lohn ist tief; er erhält nicht viel mehr, als wenn er von der Sozialhilfe leben würde. Doch viel wichtiger sei es, endlich wieder ein Leben zu haben. Habe man ihn früher gefragt, was er denn so mache, sei er meistens wortlos davongelaufen. Heute sei das anders.
KMU sind am kooperativsten
Auch mit der Gesundheit und der psychischen Verfassung ging es wieder bergauf. Zwei Monate nach Stellenantritt staunte der Arzt: «Herr Rexhepi, Sie sind ja ein anderer Mensch!» Produktionsleiter Markus Siegenthaler (52) hat die internen Abläufe so organisiert, dass Remzi Rexhepi jederzeit genug Arbeit hat. «Wenn die einfacheren Arbeiten von einem weniger erfahrenen Mitarbeiter erledigt werden, haben die spezialisierten Fachleute mehr Kapazitäten für komplexere Aufgaben. Das ergibt Sinn, denn in unserer Branche leiden wir unter Fachkräftemangel.» Es funktioniere auch gut, weil Siegenthalers Team mitmache.
«Meist muss die passende Stelle erst noch geschaffen werden», sagt Franz Reber (47), der Teamleiter bei Jobtimal. Er hat schon unzählige Unternehmen kontaktiert, mit CEOs und Geschäftsführern gesprochen, über passende Stellen diskutiert. Oft sind es KMU, also Unternehmen mit maximal 250 Beschäftigten, die sich bereit erklären, am Projekt teilzunehmen. «In diesen Betrieben sind die Entscheidungswege viel direkter als bei Grossfirmen.» Und manchmal sei es in solchen Firmen auch einfacher, die Abläufe neu zu definieren.
Gut zehn Prozent der Angestellten bei Keller Treppenbau haben eine Leistungsbeeinträchtigung. Für Markus Siegenthaler ist klar: «Die Integration hat eine grosse volkswirtschaftliche Bedeutung. Einerseits wird ein Beitrag zur Reduktion der allgemeinen Sozialkosten geleistet, andererseits finden Betroffene zurück in die Gesellschaft.» Die Integration scheint sich also auszuzahlen. Hat Jobtimal wirklich keinen Haken? Nein, aber ein grundsätzliches Problem: mehr Arbeitgeber zu finden, die das Projekt unterstützen.
«Man gewinnt Respekt»
Das Beispiel von Atighollah Yousofi zeigt: Langzeitarbeitslose mit einer Einschränkung können der Sozialhilfe entkommen. Mit Unterstützung und Selbstinitiative.
Das Berufsprofil des Schuhmachers ist auf dem Arbeitsmarkt schwierig zu finden. Als Manuel von Allmen, Geschäftsführer der Kandahar Schuhmanufaktur AG, eine solche Stelle neu zu besetzen hatte, wurde er durch eine Drittperson auf jobtimal.chaufmerksam und meldete sich. So entstand der Kontakt zu Atighollah Yousofi. Dies, obwohl von Allmen zunächst sehr kritisch eingestellt war, wie er selbst zugibt. «Denn ich habe bereits negative Erfahrungen mit Einrichtungen der Arbeitsintegration hinter mir.» Heute betont er aber, dass die Zusammenarbeit mit jobtimal.ch für ihn ein sehr positives Erlebnis war. Er schätzte insbesondere, eine konkrete Ansprechperson zu haben, die rasch erreichbar war und sich nachhaltig um den Integrationsprozess kümmerte.
Kommunikation als Schlüssel
Die Philosophie von jobtimal.ch sieht vor, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber während zweier Jahre durch einen Jobcoach bei der Integration in die Berufswelt begleitet werden. Die enge und unkomplizierte Begleitung im Einarbeitungsprozess durch den Jobcoach war sehr hilfreich. «Der Mitarbeiter hat seinen Jobcoach, den er gut kennt und ihm deshalb eher seine Sorgen und Ängste anvertraut als mir, seinem Chef», berichtet Manuel von Allmen. «Auf der anderen Seite konnte ich mich über meine Eindrücke zu Herrn Yousofi ebenfalls mit seinem Jobcoach austauschen. Bei Fragen oder Problemen haben wir zusammen nach Lösungen gesucht. Die Kommunikation zu dritt war ein wesentlicher Schlüssel für die erfolgreiche Integration von Herrn Yousofi ins Unternehmen», ist sich von Allmen sicher. Zudem schätzte er auch die Unterstützung von jobtimal.ch im Kontakt mit den Behörden.
Wille zur Veränderung
«Bei Herrn Yousofi hat alles gepasst. Er hat das Handwerk der Schuhmacherei in seiner Heimat Afghanistan erlernt. Und er will arbeiten, um aus der Sozialhilfe aussteigen zu können.» Yousofi arbeite zwar etwas langsamer als andere. Diese Einschränkung nimmt von Allmen jedoch in Kauf, vor allem weil er bei Herrn Yousofi sieht, wie dieser seine Arbeit in guter Qualität erbringen will und auch kann. «Durch diese Investition habe ich einen Mitarbeiter mit einer sehr hohen Loyalität dem Unternehmen und mir gegenüber gewonnen», so von Allmen zufrieden.
Entsprechend empfiehlt er anderen Arbeitgebern, Menschen wie Herrn Yousofi eine Chance zu geben. Dabei sind seiner Meinung nach insbesondere zwei Fragen zu klären: Kann eine Produktion mit einer Leistungseinschränkung funktionieren und hat der Mitarbeiter trotz der Einschränkung die Möglichkeit, sich zu entwickeln? «Falls diese Fragen mit Ja beantwortet werden können, steht einer Zusammenarbeit mit jobtimal.ch auf jeden Fall nichts im Wege.» (Agnes Keller)
jobtimal.ch – Verein für Arbeitsintegration wird unterstützt und getragen von Arbeitgebern (HIV Kanton Bern, Sektion Bern, KMU Stadt Bern), den Gewerkschaften, der Stadt und dem Kanton Bern.
Schweizerische Gewerbezeitung, 04.05.2018: Link zum Artikel
Präsident Toni Lenz zog nach den kantonalen Wahlen vom 25. März eine positive KMU Bilanz. Für die kommende Legislatur wünsche er sich von den politischen Instanzen aber mehr mutige innovative Entscheide. Als eines der wichtigsten Beispiele nannte Toni Lenz den Netzausbau auf 5G, welcher momentan blockiert ist. Weiteres zentrales Thema der Frühjahrs-Delegiertenversammlung in der Markthalle in Burgdorf war die Langzeitarbeitslosigkeit bei der Generation Ü50. Im Kanton Bern zeigt das Erfolgsprojekt „Jobtimal“ eindrücklich auf, dass eine Integration möglich ist.
Die Arbeitsvermittlung Jobtimal ist eine Erfolgsgeschichte, die für einmal das Leben schreibt: In den letzten vier Jahren konnten über 70 Sozialhilfebezüger wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Anders als viele andere Sozialfirmen und Integrationsprogramme vermittelt Jobtimal Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt und funktioniert nach dem Teillohnmodell. Der Arbeitgeber zahlt einen reduzierten Lohn, welcher der Leistungsfähigkeit angepasst ist. Den Rest übernimmt nötigenfalls der Sozialdienst oder die Arbeitslosenkasse.
Hinter der Erfolgsgeschichte Jobtimal steht Bernhard Emch, Präsident des HIV Sektion Bern und Geschäftsleiter EMCH Aufzüge AG. Er stand den Delegierten zusammen mit Daniel Keiser, Inhaber und Geschäftsführer des KMU-Betriebes Keiser+Piccioni GmbH in Wabern, in Burgdorf Rede und Antwort. „Ich war von Anfang vom Projekt überzeugt und würde es jederzeit wieder machen. Wir haben selber auch einen von Jobtimal vermittelten Mitarbeiter bei uns im Betrieb. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt sind unsere Mitarbeitenden auch sehr stolz, einem Menschen wieder einen Platz im Arbeitsleben zu geben, was sich wiederum positiv auf das ganze Betriebsklima auswirkt. Zudem kostet jede von Jobtimal vermittelte Person die Berner Steuerzahler nichts mehr. Es ist also wirklich eine win-win-win-Situation“. Daniel Keiser ergänzte: „Ich kann Jobtimal wirklich allen KMU empfehlen, denn es verursacht keinen zusätzlichen administrativen Aufwand und ist absolut risikofrei. Wir Unternehmer – und gerade auch die kleinen KMU, wie ich eines bin – können mit Jobtimalnur gewinnen.“
Präsident Toni Lenz zeigte sich mit dem Wahlausgang vom 25. März zufrieden. Die tiefe Wahlbeteiligungsei aber alarmierend. „Persönlich wünsche ich mir von unser Regierung und unserem Parlament mehr Entscheidungsmut und mehr Risikobereitschaft. Und wenn ich an dieser Stelle noch gerade einen weiteren Wunsch anbringen dürfte, dann behindert uns KMU nicht immer mit noch mehr Vorschriften und Regulierungen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Zustimmung der Bevölkerung wieder grösser und dass die Wahlbeteiligung wieder steigen würde“. Zudem zeigte Toni Lenz wenig Verständnis dafür, dass im Zuge der Digitalisierung so wichtige Projekte, wie der Netzausbau auf 5G, blockiert und nicht zügig umgesetzt würden, denn nur so könne der KMU-Standort Schweiz und dessen Innovationskraft gewahrt und weiter ausgebaut werden.
Dazu könnten alle Mitglieder von Berner KMU bereits heute beitragen, so Toni Lenz: „Unterstützt unsere Kampagne „Fair ist anders!“ als Einzelperson und/oder als Unternehmen und unterschreibt das vom Hauseigentümerverband lancierte Referendum gegen das KMU-feindliche kantonale Energiegesetz und setzt damit in der neuen Legislatur ein erstes deutliches Zeichen für einen KMU-freundlichen Kanton Bern“!
Gewerbeverband Berner KMU, 26.04.2018: Link zum Artikel